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25. Markelsheim,
mit Eisenbahnstation, Pfarrdorf II. Klasse, mit 1424 Einw., worunter 11 Evang. und 68 Israeliten mit Synagoge. Die Evang. sind nach Elpersheim eingepfarrt.


Der ansehnliche Ort liegt schön und stattlich, lang hingestreckt zwischen Weinbergen und Obstgärten beim Einfluß des Apfelbaches in die Tauber. Besonders wirkt der vom östlichen Thalabhang, dem Engelsberg, malerisch herabschauende Thurm sammt den Steinbauten des früheren Klosters und gibt dem ganzen Ort etwas Stadtartiges. Ein ziemlich breiter Wallgraben zog früher um den Ort, von dem noch Spuren zu sehen sind; auch ziehen sich von der Ummauerung des Klosters noch Reste von Mauern bis ins Dorf herab.

Gar hübsch ist auch der Eintritt in das Dorf über die Tauberbrücke, links eine alte Linde, rechts ein Renaissancekapellchen; – und inmitten des zum Theil aus weniger ansehnlichen, oft auch ziemlich alten Häusern bestehenden Orts steht wieder ein hoher Lindenbaum, dessen weitauslangende Äste auf gußeisernen Säulen ruhen und einen schattigen Laubgang bilden, davor ein Brunnen, der vortreffliche „Lindenbronnen“, hinter dem ein schönes, 1878 von der Gemeinde Markelsheim errichtetes Madonnenbild, von Stein und bemalt, sich erhebt.

Die am südlichen Ende des Orts im Jahr 1690 neu erbaute, dem h. Kilian geweihte Pfarrkirche ist ein geräumiger Bau im Renaissancestil mit sehr weitem flachgedecktem Schiff und breitem kreuzgewölbtem Chor, der jedoch gegen Süden gerichtet ist; der ursprüngliche geostete altgothische Chor ist auch noch vorhanden und stößt jetzt an die linke Seite des Schiffes der Kirche. Er schließt vieleckig, hat Maßwerksfenster und ein Rippengewölbe mit alterthümlichem Christuskopf im Schlußstein, besitzt auch an seiner Nordwand ein ganz hübsches, mit Wimberg und Fialen geziertes gothisches Sakramenthäuschen.

An der Wand des jetzigen Kirchenschiffes hängt rechts ein schönes großes Renaissancegrabmal mit folgender Inschrift: „Im Jahr nach Christi Geburt 1585 ist uf den 25. Sept. in Gott christlich entschlafen der erbar Melchior Koch, der älter, Burger zu Markelsheim.“ Und ferner: „im 1593 Jar 18. Januar ist auch selig verschieden die erbare Katharina Kochin, sein

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 621. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0621.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)