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24. Löffelstelzen,
Kath. Pfarrdorf III. Klasse mit 406 Einw.


Der Ort liegt frei und gesund auf der nördlich vom Tauberthal sich erhebenden Anhöhe in reicher Obstbaumumgebung. Die gut vertünchten zweistockigen Häuser haben Vorgärtchen und eine schöne alte rundwipflige Linde mitten im Ort vollendet den freundlichen Eindruck desselben.

Die am südlichen Saume des Orts im Friedhof gelegene Kirche ist der h. Dreifaltigkeit geweiht und im Jahr 1660/61 durch Stadtpfarrer Vogler in Mergentheim erbaut worden. Ihr Inneres ist reich und schön stuckirt, die Stichgewölbe des Chors werden von Engelchen getragen, die Decke des Schiffes ist flach, aber auch schön stuckirt. Über dem Triumphbogen sieht man eine von zwei Engeln gehaltene Inschrift: Deo triuniter optimo sit gloria in saecula. Auch die Kanzel ist auf das Reichste stuckirt; an ihr die vier Evangelisten, auf dem Schalldeckel der Glaube mit vielen Engelchen. An den Wänden hübsche Copien von berühmten Gemälden, so der Kreuzabnahme von Rubens. Ferner sieht man an der Südwand das von Bildhauer Joh. Imhof in Mergentheim aus Dolomitstein gefertigte Grabmal der beiden Grafen von Taube, die am 2. Dezember 1870 vor Paris den Heldentod starben, mit folgender Inschrift:

Erich Graf Taube, geboren den 6. Januar 1849, Axel Graf Taube, geboren den 15. Februar 1851, Söhne des Grafen Adolph Taube, K. Würt. Geh. Raths, Obersthofmeisters I. M. der Königin von Würtemberg und der Gräfin Friderike Taube, geb. Freiin von Varnbüler, Staatsdame I. M. der Königin von Würtemberg, Bürger dieser Gemeinde. Beide in der Schlacht bei Champigny vor Paris am 2. Dezember 1870 für das Vaterland in brüderlicher Umarmung gefallen. Ehre ihrem Andenken.

Die Unterhaltungspflicht der Kirche ruht auf der Stiftungspflege, die subsidiäre auf der Gemeinde.

Der gegen Osten sich ausdehnende ummauerte Kirchhof enthält ein großes steinernes Krucifix und gewährt einen gar ansprechenden Blick ins Tauberthal, namentlich auf Markelsheim

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 615. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0615.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)