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Joseph, † Oktober 1823, K. Joseph selbst, † 6. Juli 1838; Prinzessin Auguste, Töchterchen des F. Ludwig Albrecht zu Hohenlohe-Jagstberg, † Dec. 1842 im Alter von 6 Jahren, und Prinzessin Leopoldine, beigesetzt 1. Juni 1862, im Alter von 14 Jahren, stiftet für die Bergkirche 1500 fl. (s. u.).

Das unterste Geschoß des Thurmes bildet die schön gebaute Sakristei, sie hat ein Sterngewölbe, auf dessen Schlußstein das Wappen der Herrn von Finsterloe, ohne Zweifel der Hauptstifter der Bergkirche, angebracht ist. Die Gewölberippen gehen in den vier Ecken von vier Brustbildern aus, davon zwei Steinmetzen darstellen. Die Kirche besitzt schöne Meßgewänder und Gefässe, darunter, als ein Kleinod einzig in seiner Art, jenes wunderschöne Jaspisciborium. Der Durchmesser der grünen geaderten Jaspisschale beträgt 8,5 Centim., ganze Höhe des Ciboriums 25 Centim. Die Fassung ist echt golden mit vielen Rubinen und mit Emails in allen Farben, in feinster Renaissanceornamentik. Trotz seiner Kleinheit zieht dieses Schmuckwerk uns unwiderstehlich an durch die außerordentliche Feinheit und Schönheit seines vielfarbigen, in Regenbogenglanz schimmernden Zierats, und wie wirksam dazu der Gegensatz der ruhig-großen Farbenfläche der dunkleren Steinschale. Unten auf herausnehmbarer Goldscheibe steht in lat. Inschrift, daß im Jahr 1704 am 24. Dez. die Grafen Sebastian und Franz von Hatzfeld dies Ciborium aus Jaspis der Bergkirche für ewige Zeiten gestiftet haben.

Auf dem Thurm hangen drei stattliche Glocken, die größte umgegossen 1723 von Johann Adam Roth in Würzburg „im Jahr da der letzte Erbe des Hatzfeld-Rosenbergischen Stammes starb und die verwaiste Grafschaft der Trachenbergischen Linie zufiel“; die beiden andern, die Kilians- und Franziskus-Glocke, wurden 1738 gegossen.

Auf der Kiliansglocke steht folgender Vers:

Mein Klang erschallt zu Gottes Ehr,
Beruft das Volk zu Christus Lehr,
Vertreibt wild Wetter, Sturm und Wind,
Erschreckt das höllische Zaubergesind,
Erweckt zur Hülf in Brand und Krieg,
Verkündet Fried und großen Sieg.
Er führt zum Grab mit Klag und Leid,
An Ehrentagen zeigt er große Freud.
Unsern Apostel Kilian
Ruft er um Schutz und Beistand an;
Er halt dieß Land und diesen Ort
Im Schoß der Kirche bei Gottes Wort.

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Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 606. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0606.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)