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der alte ummauerte Friedhof geht noch umher; der jetzige wurde 1871 außerhalb des Ortes angelegt. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftungspflege.

Das vereinigte, 1869 erweiterte Rath- und Schulhaus enthält auch die Wohnung des Schulmeisters; außerdem besteht noch ein Armenhaus und ein Schafhaus.

Dann ist zu bemerken das Gasthaus zum Schwanen, ein schloßartiges großes, ganz von Stein mit Renaissancefenstern und zwei Renaissancegiebeln mit Obelisken errichtetes Gebäude, mit schönem Portal, und ausgedehnten Ökonomiegebäuden hinter sich. Hier soll Türenne sich aufgehalten haben.

Trinkwasser liefern 23 Pump- und ein Schöpfbrunnen; in trockenen Jahrgängen tritt zuweilen Wassermangel ein, es muß dann zur Bierbrauerei der Gebr. Wunderlich von einem Brunnen auf Althollenbacher Markung, etwa eine Viertelstunde weit, herbeigeführt werden. Einige Wetten sind angelegt; an einem der steinernen Ziehbrunnen im Ort steht die Jahreszahl 1757. Die Markung selbst ist quellenarm.

Die Staatsstraße, auch hohe Straße, Kaiserstraße genannt, von Mergentheim nach Crailsheim geht über den Ort. Alte Steinkreuze stehen in ihrer Nähe vor Herbsthausen am Feldweg, der von Adolzhausen her kommt, und wieder, schon außerhalb der Markung, da wo die Straße nach Wachbach abgeht.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind gut, der größte Grundbesitzer hat 95 Morgen Feld und 18 Morgen Wald, der Mittelmann 40 Morgen Feld und 6 Morgen Wald, die ärmere Klasse 10 Morgen Feld und 2 Morgen Wald; auf angrenzenden Markungen besitzen hiesige Bürger etwa 500 Morgen Güter. Die Haupterwerbsquellen sind Feldbau und Viehzucht, die Gewerbe sind wenig vertreten, zwei Schildwirthschaften, eine Bierbrauerei mit Wirthschaft verbunden und ein Kramladen bestehen.

Die nicht große Markung hat einen theils fruchtbaren, theils mittelfruchtbaren Boden, worauf sämmtliche Getreidearten gut gedeihen; das Klima ist ziemlich rauh, Frühlingsfröste und kalte Nebel sind selten und richten, wenn sie vorkommen, wenig Schaden an; bei der hohen Lage ist die Gegend starken Winden ausgesetzt, Hagelschlag nicht häufig. Die Landwirthschaft ist in sehr gutem Zustand und wird mit großem Fleiß betrieben; durch Gips, Kompost, Asche und Aufführung von Dammerde wird der Boden zu verbessern gesucht; die Brabanter Pflüge sind am

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 570. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0570.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)