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Pfarrhauses, ruht auf der Gemeinde. Letzteres, im Jahr 1687 erbaut, wurde 1837 auf Kosten der Gemeinde ganz umgebaut und verbessert, der Begräbnisplatz 1836 außerhalb des Ortes angelegt.

Das 1848 mit einem Aufwand von 8000 Gulden von der Gemeinde erbaute Schulhaus enthält auch die Wohnung des Schulmeisters. Das Lokal für den Gemeinderath befindet sich im obern Stock eines unweit von Pfarrhaus und Kirche gelegenen Wirthshauses. Drei Armenhäuser, eines im Mutterort, und je eines in den Filialen, sowie drei Schafhäuser, bestehen.

Im Weiler Schonach bestand früher eine Kapelle, Uhr und Glocke davon werden noch benützt. Von dem auf der Anhöhe des Mutterorts nächst der Kirche auf dem „Schloßberg“ gestandenen Schloß der Edlen von Finsterlohe ist noch ein Mauerüberrest zu sehen, der sich jetzt in einem Bauernhause versteckt. Nach Aussagen ältester Männer waren früher die Trümmer gegen siebzig Fuß hoch und hatte das Schloß drei Stockwerke. Auch Theile des Burggrabens sind noch erhalten.

Gutes Trinkwasser liefern zwei laufende, 6 Pump- und 2 Schöpfbrunnen. Die „Felsenquelle“, unterhalb des Orts in der Schlucht, hat vorzügliches Wasser, das nie versiegt und in trockenen Sommern den etwaigen Wassermangel im Orte selbst deckt. Außerdem fließt noch eine starke Quelle in der Richtung gegen Blumweiler. Wetten sind in allen 3 Orten, und in Schonach ein See, der abgelassen werden kann. Der Holderbach fließt von Süden nach Norden mitten durch Finsterlohr und mündet eine halbe Stunde davon bei der Holdermühle in die Tauber, durch jene tiefe, wild eingewühlte felsige Schlucht sich nach dem Flusse hinabstürzend; in heißen Sommern vertrocknet er, schwillt aber bei starken Regengüssen verheerend an, zerreißt seine Ufer und entwurzelt die Waldbäume, so daß Schutzbauten nöthig wurden. Mitten im Ort führt über ihn eine steinerne, von der Gemeinde zu unterhaltende Brücke.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind günstig; der vermöglichste Bauer besitzt 75 Morgen Feld und 25 Morgen Wald, der Mittelmann 30 Morgen Feld und 2 Morgen Wald, die ärmere Klasse 2 Morgen Feld. Die Haupterwerbsmittel sind Feldbau und Viehzucht, die Obstzucht ist untergeordnet, die Gewerbe nur für den nöthigsten Bedarf. Drei Schildwirthschaften und zwei Kramläden bestehen, im Filial Schonach wird eine Ziegelei mit gutem Erfolg betrieben. Die ausgedehnte

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 535. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0535.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)