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Das vom Staat zu unterhaltende Pfarrhaus wurde 1687 erbaut, das Schul- und Rathhaus 1828; es enthält neben den Gelassen für den Gemeinderath zwei Lehrzimmer, sowie die Wohnungen für Schulmeister und Lehrgehilfen. Ein Armenhaus und ein 1875 erbautes Schafhaus bestehen.

Außerdem ist noch bemerkenswerth die ehemalige Deutschorden’sche Kellerei, jetzt Wirthshaus zum Hirsch, ein hübsches steinernes Gebäude aus der Renaissancezeit, unten eine große Halle mit Holzsäulen. Auch zeigen einige Häuser noch Reste von aufgemalter Architektur. Ein zum Theil noch erhaltener Graben mit Wall umgab früher das Dorf, das zwei Thore, das obere und das untere Thor (Stegthor), beide vor mehr als 50 Jahren abgebrochen, besaß. Ein Theil des Wallgrabens heißt „Ringmauer“. Gutes Trinkwasser liefern stets reichlich 20 Pumpbrunnen und ein Schöpfbrunnen, doch sind nicht alle Brunnen gegen die Verunreinigung mit Jauche völlig geschützt. Die Markung ist quellenarm, und nur eine Quelle fließt das ganze Jahr über, der etwa eine halbe Stunde vom Ort entfernte im Dörrbachthal quellende „Gützbrunnen“. Die Tauber fließt hart (nördlich) am Ort vorbei und durch die ganze Markung der Länge nach, tritt nicht selten aus und setzt einen Theil des Orts, die sog. Mühlgasse, unter Wasser, richtet namentlich auch in den Wiesen nicht unbedeutenden Schaden an. Ferner fließt durch den westlichen Theil der Markung von Süden nach Norden der Dörrbach, der den Sommer über gewöhnlich eintrocknet. Hungerbrunnen sind einige vorhanden. Die Vizinalstraße von Weikersheim nach Mergentheim führt durch die Markung, die von Niederstetten über Pfitzingen nach Mergentheim durch den Ort; die Eisenbahn von Weikersheim nach Markelsheim geht unweit des Orts, auf dem rechten Tauberufer, aber ohne Haltstelle, vorbei. Eine hölzerne Brücke führt unmittelbar am Ort über die Tauber und eine steinerne oberhalb auf eine Insel im Flusse; beide Brücken sind von der Gemeinde zu unterhalten.

Die Vermögensverhältnisse gehören zu den günstigeren des Bezirks. Der vermöglichste Bauer besitzt 50 Morgen Feld und 12 Morgen Wald, der Mittelmann 22 Morgen Feld und gegen 5 Morgen Wald, die ärmere Klasse 10 Morgen Feld und 2 Morgen Wald. Viele Ortsbürger besitzen kleinere Güterstücke auf den angrenzenden Markungen.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 527. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0527.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)