Seite:OberamtMergentheim0526.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ehemals von einer Säule getheiltes Doppelfenster im dritten Geschoß; das vierte Geschoß des Thurmes ist gothisch, und stammt aus dem Jahr 1506, welche Zahl in die Leibung eines der spitzbogigen Schallfenster eingemeißelt ist, und endigt in ein hohes achtseitiges Zeltdach. Das Schiff der Kirche ist an der flachen Decke mit den großen gut gemalten Wappen von Hohenlohe und Oettingen samt der Jahreszahl 1714 geschmückt, der Triumphbogen spitz und der Chor trägt ein Rippenkreuzgewölbe, mit Blätterrosette auf dem Schlußstein. Links in der Leibung des Triumphbogens sieht man ein steinernes Grabmal, worauf die Gestalt des Bestatteten (des gewesenen Stadtpfarrers Matthäus Lilienfein von Öhringen, welcher für seinen kranken Sohn in Elpersheim vikarirte) vor dem Gekreuzigten kniet, mit folgenden Inschriften:

Si locus est aliquis patrio praeclarus amore,
     Hunc et conspicuum nostra ruina facit.
Nam pater accessi natum, quem pestis acerba
     Vexabat, Lachesis stamina rupit atrox.
Tempora si quaeris, vicena luce peracta
     Quintilis laetans spiritus astra capit
(also am 21. Juli).


Als man zalt fünfzehn Hundert Jar
Vier und achzig die Kleinzal war,
Gen Elperßheim zu Sterbens Zeitt
Zum Trost kam Viler krancken Leutt
Mattheus Ilgenfein, sehr altt,
Entschlieff nach Gottes Willen baldt.
Dessen Seel jetzund ist in Rhuw,
Der treuw Gott helff uns auch darzu.
 Amen.

Von den drei Glocken auf dem Thurm sind die beiden größten verziert mit dem Lilienzackenfries, die erste geschmückt mit dem Relief des hl. Bartolomäus und der Umschrift: Vox ego sum vite, cristum laudare venite. anno domini 1507. Auf der zweiten, welche das Relief des hl. Johannes trägt, steht: Anno domini 1506. defunctos plango, vivos voco, fulgura frango. Die dritte Glocke ist bedeutend älter und hat in Majuskeln die Umschrift: Lucas . Marcus . Johannes . Matheus. J . N . R . J . Maria . hilf . mir. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftung und bei unzureichenden Mitteln auf der Gemeinde. Der Friedhof wurde im Jahr 1608 außerhalb des Ortes angelegt, 1877 erweitert und enthält an der Mauer einige ältere Grabsteine.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 526. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0526.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)