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langen Mänteln, mit Halskrausen, und unten ganz kleinen Kindlein, der „Sibylla, Georgii Cellarii Diaconi Creglingensis uxor“, † 1620, 42 Jahre alt; und der Elisabeth, Frau des „Eisenkremers Paul Keller zu Creglingen“, † 1620, 32 Jahre alt; der Frau des „Schuhmachers Christof Dullinger von Creglingen“, † 1619. Endlich das (kleinere und geringere) Denkmal des Imhart, † 1631, 77 Jahr alt, und seiner Frau.

Der Friedhof selbst ist mit betrachtenswerthen Denkmälern aus dem vorigen Jahrhundert bis auf die neueste Zeit geschmückt, die zwischen den Bäumen und blühenden Gesträuchen, in der lieblichen Einsamkeit, bei der alten edelschönen gothischen Kirche, hoch über der Thalstraße stehen. Die Unterhaltung der Herrgottskirche ruht auf der Gemeinde, und es wurde in den letzten Jahren manches zu ihrer würdigen Wiederherstellung gethan.

Kehren wir zur Stadt zurück und betrachten ihre weiteren Gebäude. Das Schulhaus wurde 1875 neu erbaut, auf Grund des früheren herrschaftlichen Fruchtkastens, dessen aus dem Jahr 1563 stammendes steinernes Erdgeschoß dabei benützt wurde und stehen blieb. Das Glöckchen kam vom früheren Zinkenistenthurm und hat folgende alte Umschrift:

Homo quidam fecit coenam magnam et servum suum (h) ora coenae (misit). Die drei ständigen Lehrer wohnen je in einem besonderen, auch der Gemeinde gehörigen Gebäude.

Das Rathhaus ist ein stattlicher, nun auch außen schön hergerichteter Bau; das geräumige Armenhaus wurde 1826 neu erbaut; es ist dasselbe eine Stiftung des Kommerzienraths von Dreher in Stettin, eines geborenen Creglingers, welcher außerdem noch eine Stiftung von 5000 fl. machte (s. u.). Ein Schafhaus mit zwei Schafscheunen liegt in der oberen Vorstadt.

Die 1799 errichtete Synagoge, Eigenthum der isr. Gemeinde, wurde 1836 erneuert. Die alte Judenschule in der Badgasse (vom jüdischen Frauenbad so benannt) ist ein altes baufälliges Gebäude und jetzt in Privathänden.

Der sog. Spittel, jetzt im Besitz von mehreren Privaten, mitten in der Stadt, ein uraltes Gebäude, scheint ein Spital mit Kapelle gewesen zu sein. Das jetzt modernisirte „Freihaus“ hatte schönen Holzbau, an einem seiner Eingänge steht: Johannes Lenck 1590.

Gutes Trinkwasser liefern stets hinreichend zwei laufende Brunnen und 30 Pumpbrunnen. Im Jahr 1871 wurde die 1 Kilom. oberhalb der Stadt beim Bockstall in der Lettenkohle entspringende Ackerbronnenquelle gefaßt und in gußeisernen

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 497. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0497.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)