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Im Bauernkrieg wurde der Ort mit Spielbach am 20. oder 21. Juni 1525 von Bernhard v. Adelsheim und Andern vom Adel, welchen der Rath von Rothenburg 6 Knechte dazu geliehen, gebrannt, geplündert und gebrandschatzt. Baumann a. a. O. 517. Die dortigen Einwohner Lienhart Prenk, genannt Großlienhart, und Lienhart Hagen waren unter den Anführern der aufständischen Bauern. Im August wurde der Erstere verkundschaftet, daß er zu Lendsiedel in einem Wirthshaus sei, weshalb die Rothenburger ihren Spitalmeister mit etlichen Reitern dorthin sandten und den Aufrührer kraft des kaiserlichen Landfriedens hinter dem Wirthstisch erstechen ließen. Lienhart Hagen aber wurde um 50 Gulden gestraft. Baumann a. a. O.


Seldeneck d. i. Ecke der selida, selde = Einkehr, Herberge, oder der salide, saelde = des Heils, Glücks (vgl. den fingirten Ortsnamen saeldenberc Glücksberg in Trimbergs Renner, das saeldenhorn bei dem Dichter Wolkenstein, die Ortsnamen Seligenstadt, Seligenthal etc.). Nach ihm nennt sich seit 1265 ein adeliges Geschlecht, das lange blühte, die heimatliche Burg aber frühe verloren hat. Schon 1344 war ein Theil der Veste Seldeneck von Hohenlohe an die v. Seinsheim übergegangen und verkauften diese denselben, sowie die von Seldeneck ihren Theil, an die Burggrafen v. Nürnberg. Letztere belehnten aber die von Seldeneck damit, verpfänden es auch einmal an dieselben (1379), bis die Stadt Rothenburg 1404 die Veste und das Amt von den Burggrafen kauft. Wahrscheinlich ist Seldeneck in das harte Geschick, das seine neue Herrin wenige Jahre hernach betraf, weil Rothenburg gegen König Ruprecht zu dem abgesetzten Wenzel hielt, mit hineingezogen worden, obschon unter den Rothenburgischen Vesten, welche Graf Eberhard der Milde von Württemberg und der Kurfürst Johann von Mainz zu Folge des von K. Ruprecht in Mergentheim am 8. Febr. 1408 vollzogenen Friedensschlusses niederzubrechen hatten, Seldeneck nicht ausdrücklich erwähnt wird (Stälin, Wirt. Gesch. 3, 388.); möglicherweise war es schon während der Vollstreckung der Reichsacht durch den Burggrafen von Nürnberg und den Bischof v. Würzburg zerstört worden (Bensen, Hist. Unters. 213.)

Zum Schloß Seldeneck gehörte eine Mühle (1341) und 2 zehntfreie Höfe, auf welchen öfters Rothenburger Patrizier, z. B. die Mörder und Eberwein, saßen (Bensen 466. 483. W. F. 8, 378.)

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 474. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0474.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)