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welches sich seine 4 Kinder theilten. Gras modellirte die Reiterstatue des Erzherzog Leopold im Hofgarten zu Innsbruck und arbeitete mit an dem Grabmal des Deutschmeisters Max in der Pfarrkirche daselbst. Auch verschiedene Erzfiguren im Innsbrucker Hofgarten, in der Ambraser Sammlung etc. sind von ihm. W. Schmidt in der Allg. Deutsch. Biogr. 9, 590.

7. Matthäus Zehender, Maler aus Mergentheim, gestorben zu Innsbruck 1690. Seine Vaterstadt besitzt von ihm in der Schloßkirche ein schönes Altarbild: Die Salbung in Bethanien, welches Zehender 1684 malte. Dr. Bauer veröffentlichte im Mergentheimer Wochenblatt 1832 nachstehenden Brief des Malers an den Registrator, nachmaligen verdienten Archivar Keyl in Mergentheim:

Arbeit habe ich genug, den mehrentheil Altarblätter. Man sucht mich von unterschiedlichen Städten, denn mir die Mahler selbsten zuschreiben, ich soll ihnen etwas mahlen zu einer Gedächtniß, zahlen mir vor ein kleines Stücklein etliche Dukaten, seynd gar froh, wenn sie etwas von meiner Hand bekommen, denn ich mache viellieber das Vornehmere, habe schon viele Altarblätter in dem Schwanenwirthshaus gemahlet, hab auch jezund unterhanden vor 100 Rthlr. und auch darüber, auch kleinere. Hab nit gemeint, daß ich so lang in Bregenz wolle bleiben, doch mit solcher Arbeit wurdt ich allzeit wiederumb aufgehalten, und ist auch gut daß kein Soldaten in Bregentz noch deren Herrschaften seyndt, sonsten wäre ich auch nicht so lang gebliben. Vorm Jahr hab ich nit anderst gemeint, ich wolle nach Haus reißen hat doch nit seyn können, ist mir auch nit zu rathen, wie wohl ich groß Verlangen habe, muß es doch einstellen, bis es mit dem Krieg in ein Ende kommt. Darnach wenn uns Gott das Leben so lang verleihet, so wollen wir einander sehen, und auch was ich für eine Mutter bekommen hab. Sie darf ihr nit einbilden, als wenn sie mir zu schlecht wär, denn ich von dem Hrn. Bruder und auch von meinem lieben Vater genugsamb vernommen, daß sie eine gar liebreiche Fraw seye, erfreue mich, daß sie einander so wohl verstehen, verlangt mich derentwegen stark nach Hauß; damit sie mich lernt kennen, und ich sie als meine liebe Mutter, gegen Ihr dienstfreundlich mich erzeige. Sonsten wegen Anderm meiner vermeinten Freunde würd ich wohl keinen Gedanken heimb haben, denn es mir Niemahl so widerwärtig ergangen, als in meinem Vaterland, wie der Herr Bruder selbsten weiß, und es geschieht mir liebs außer meinem Vaterland von hohen und niedern Standes-Personen mehr, als sonst manchem vornehmen Herrn. Gott bekehre alle rachgierigen Herzen und gebe uns den ewigen Frieden.

Bregentz im Wirthshaus zum Schwanen. Den 6. Merz 1677.
Verbleibe des Hrn. Bruders bereitdienstwilliger
Mathäus Zehender 
Mahler. 

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 430. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0430.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)