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b. Schulwesen.

Die Schule war auch in Mergentheim wie allerorten eine Tochter der Kirche. Die Johanniter hielten, seit wann ist nicht zu ermitteln, in ihrem Hof eine Schule, ursprünglich wohl bloß lateinische, dann auch eine deutsche Schule, deren Lehrer Kost und Wohnung bei den Johannitern hatten, bis der Orden 1554 sein ganzes Eigenthum an die Deutschherren abtrat. Diese schufen eine fixe Besoldung und bauten 1569 eine neue Schule mit Wohnung für 2 Lehrer, an welcher Schule ein deutscher Lehrer, ein Kantor für die Anfangsgründe des Lateinischen und ein Magister für den Lateinunterricht standen. Endlich errichtete die Regierung im Jahr 1700 das Lyzeum oder Gymnasium. Dieses wurde den Dominikanern übergeben, welche zunächst die eingezogenen Holzhauser Frühmeßgefälle, nachher die Zinse eines durch freiwillige Beiträge ersammelten Kapitals von 1000 Thlr. erhielten, während die Stadt den Bau und die Unterhaltung des Gebäudes übernahm. Zu den 4 Klassen mit 2 Lehrern kam 1754 eine fünfte, die philosophische, wozu die Regierung ein Kapital von 6000 Gulden gab, um für 2 Professoren aus dem Dominikanerkloster jährlich 200 Gulden Kostgeld und je 20 G. „Spielgeld und zur Ergetzlichkeit“ zu zahlen; 1775–81 bestand auch ein theologischer Kurs. Nach der gedruckten Schulverordnung von 1799 waren es sieben Klassen: die erste, die zweite und die höhere Grammatik, die erste Rhetorik oder Poetik, und die zweite Rhetorik, endlich der philosophische Kurs oder die Logik und Physik. 1783 wurde eine besondere Mädchenschule errichtet. Schlecht gebaut, mußte das Schulgebäude 1753 neu aufgerichtet werden, 1790 wurde ein weiterer Stock aufgesetzt, 1791 wurde der philosophische Unterricht den Dominikanern abgenommen und zwei Weltgeistlichen übertragen; seit 1799 wieder von jenen besorgt, 1803 aber ganz eingestellt. Die ansehnliche Bibliothek wanderte 1809 nach Stuttgart. Um 1809 hatte das Gymnasium noch 3 Lehrer: 2 Professoren für den Rhetorik-Kurs und den obern Grammatikal-Kurs, und einen Lehrer der unteren Klassen. Um 1820 wurde aus dem „Gymnasium“ eine einfache Lateinschule mit je einem Oberpräzeptor, Präzeptor und Kollaborator. Das Oberpräzeptorat war von 1829 bis 1846 mit der evangelischen Stadtpfarrstelle verbunden. 1815 kamen die deutschen Schulen in das ehemalige Dominikanerkloster. 1817 wurde eine evangelische Volksschule mit einem Schullehrer, seit

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 422. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0422.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)