Seite:OberamtMergentheim0420.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Pfarrer von Wachbach, welcher 1825 zum wirklichen Stadtpfarrer von Mergentheim ernannt wurde, die Pastoration. 1829 wurde die Stadtpfarrei mit der Oberpräzeptorsstelle an der Lateinschule verbunden und zum ersten in Mergentheim wohnhaften Stadtpfarrer mit dem Titel „Oberpräzeptor“ der Pfarrer Joh. Tob. Beck von Waldthann ernannt, der 1836 Professor in Basel wurde und in der Folge als Professor in Tübingen bis zu seinem am 28. Dezbr. 1878 erfolgten Tode den zahlreichsten Kreis von Zuhörern aus ganz Deutschland gehabt hat. (Über Becks Wirksamkeit in Mergentheim sagt der Nekrolog desselben in der Schwäbischen Kronik vom 20. April 1879: Mit aller Kraft widmete sich Beck dem Schulamt. Er brachte bald die lateinische Schule in die Höhe und erzog manche nachmalige katholische Geistliche, die ihm zeitlebens treue Anhänglichkeit bewahrten. Auch mit dem dortigen Rabbiner, dem er öfters für Predigtentwürfe seine alttestamentlichen Einblicke zu Gebot stellte, unterhielt er ein warmes freundschaftliches Verhältnis. Was das Pfarramt anlangt, so hatte er es hier im Unterschied von Waldthann, wie er selbst sagt, mit der „feinen Welt“ zu thun; er urtheilt: „es ist ein Kern rechtschaffner Bürger in der Gemeinde.“ (Christl. Reden II, 345.) Doch wurden ihm auch die Mitglieder der „feinen Welt,“ denen seine Predigten wohl manchmal ein Anstoß waren, mehr und mehr zugethan, je mehr sie seinen geraden Charakter achten und schätzen lernten. Neben seinem Amt fand Beck in Mergentheim Zeit zu schriftstellerischen Arbeiten. Er veröffentlichte in der Tübinger Zeitschrift für Theologie von 1831 an mehrere Aufsätze, die sich auf biblische und praktische Theologie beziehen und in die durch das Strauß’sche „Leben Jesu“ hervorgerufene Bewegung eingreifen. Leicht lassen sich bereits in diesen kurzen Aufsätzen die Hauptbausteine seines künftigen Systems erkennen. Die erste selbständige Schrift, die er veröffentlichte, ist die geistvolle „Auslegung des neunten Kapitels im Briefe an die Römer“ (1833). Ebenfalls in Mergentheim begann er seine Predigten unter dem Titel „Christliche Reden“ herauszugeben. Seine wissenschaftlichen Arbeiten verschafften ihm einen Ruf an die Universität Basel. Am 5. Juni 1836 hielt Beck seine Abschiedspredigt von der Gemeinde Mergentheim; mit bewegtem Herzen ließ man ihn ziehen. Die Gemeinde Althausen verlieh ihm und seiner Familie das Ehrenbürgerrecht, und bot ihm später, als man glaubte, sein Aufenthalt in Basel sei ihm entleidet, einen Zufluchtsort an,

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 420. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0420.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)