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das Kapitel den Archivar Hofrath Polzer und den Ordenspriester und Geistlichen Rath Simon zu Mergentheim mit einer Revision der durch den Ordensritter von Wal verfaßten, erst 1807 in Mergentheim zum Druck gelangenden Geschichte des Deutschen Ordens. Im Frühjahr 1793 kam der französische General Dumouriez, der, in Frankreich als Verräther gehaßt, in den Niederlanden von seinen Truppen verlassen, sich den Österreichern anvertraut hatte, mit zwei Adjutanten nach Mergentheim und wollte dort ein Haus miethen; aber der Deutschmeister verwies ihm durch ein geharnischtes Schreiben d.d. Bonn 16. Mai 1793 den Aufenthalt in seiner Residenz. Der hohe Herr selber liebte diese ganz besonders: 31. Oktbr. 1794 schrieb er aus Dorsten in Westfalen an seinen Statthalter in Mergentheim, der ihm gerathen hatte, sich auch um Würzburg und Bamberg zu bemühen: „Ich bin so entfernt, neue Fürstenthümer zu suchen, daß ich Jenem, der mich – nur seien es keine Franzosen! – meiner zwei in Besitz habenden entledigte, Dank wüßte und mich gar zu gern mit dem Deutschmeisterthum begnügen würde . . Ich bleibe was ich bin, und finde mich schon so zu viel belastet; wäre ich nicht Exkurfürst (von Köln) und Fürst zu Münster, so wäre ich schon längst bei Ihnen in Mergentheim, welches ich doch noch immer als das vorzüglichste und angenehmste meiner Fürstentümer betrachte. So muß ich hier hocken und täglich nichts als odiosa, Elend und Jammer um mich hören. Ich hoffe, bald von hier aus zu Ihnen ins gelobte Oberland zu kommen.“ Dies scheint erst im November 1796 geschehen zu sein, wo der Fürst feierlich empfangen wurde; dann finden wir ihn im Sommer 1797 und vom Sommer 1799 bis Frühling 1800 hier. Im Sommer des letztgenannten Jahrs kamen die Franzosen, die zwischen dem Abzug der Österreicher und dem Frieden von Lüneville Süddeutschland unaufhörlich durchzogen. Und wie sie überall in Stadt und Land Geld und Leistungen aller Art erpreßten, so stellten sie auch an den Ordensminister Freiherrn v. Forstmeister, welchem die Mergentheimer Verwaltung übertragen war, die unmäßigsten Forderungen. Auf seine Anfrage beim Hoch- und Deutschmeister, wie er sich in seinen schweren Bedrängnissen zu verhalten habe, erwiderte ihm dieser (Wien 30. Juli 1800): vor allem sei nothwendig, daß keiner der Oberamtleute und Unterbeamten sein Amt verlasse; man müsse es so schwer als möglich machen, Gelder aufzutreiben, und keine Schulden aufhäufen; die jetzige Unzufriedenheit und

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 383. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0383.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)