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gelassenen Pretiosen, Silbergeräthe etc. für die Schatzkammer in Mergentheim, insbesondere auch die einst für den Deutschmeister Erzherzog Maximilian verfaßte lateinische Ordenschronik zur Aufbewahrung im Mergentheimer Archiv. Als wenige Monate hernach einer der drei Direktoren, A. O. von Lichtenstein, starb, traten die obersten Ordensbeamten abermals in Mergentheim zusammen und wählten den Statthalter der Ballei Franken, Philipp Freiherr v. Graveneck. Zugleich beriethen sie, da der den Juden in Mergentheim auf 10 Jahre verwilligte Schutzbrief abgelaufen war, über dessen Verlängerung. Die von einer Seite beantragte Wegschaffung der Synagoge aus der Stadt wurde als dem erzherzoglichen Schutzbrief widersprechend abgelehnt und vielmehr bestimmt: Entweder sollten die Juden an jedem Sonn- und Feiertag aus jedem Judenhause, wie dies auch in Rom geschehe, diejenigen, welche sich zur Synagoge hielten, bei namhafter Strafe zur Anhörung der Predigt in die Kirche schicken, an welche sie gewiesen wurden, und auch den dazu angestellten Prediger besolden, oder aber, wenn dies ihnen beschwerlich sei, ein für allemal 1000 Gulden zur Herstellung und Unterhaltung der Pfarrkirche oder auch jährlich zu gleichem Zweck 100 Gulden für die fernere Zulassung der Synagoge in der Stadt entrichten, und zwar „zu Folge des erzherzoglichen Schutzbriefs ganz still und ohne einige Klage.“

Am 27. Januar 1664 starb der zum Deutschmeister designirte, als „ein Wunder von Geist“ gerühmte Erzherzog Karl Joseph, erst 15 Jahre alt, und im März dieses Jahrs wählte ein Generalkapitel in Mergentheim den Direktor, Rathsgebietiger in Franken etc. Joh. Kaspar v. Ampringen zum Meister. Bald hernach, 1666, wüthete hier eine „Pest“, zu deren Bekämpfung jeden Abend der Mühlwehrbach durch die Stadt gelassen, auch auf dem Markt und in den Straßen große Feuer unterhalten wurden. Um 1670 wurde im Zusammenhang mit dem Projekt eines Donau-Rheinkanals die Schiffbarmachung der Tauber von Wertheim bis Mergentheim oder Weikersheim angeregt. Der Deutschmeister ließ nach einer gründlichen Generalvisitation in allen Balleien durch ein im Frühjahr 1671 in Mergentheim zusammentretendes Kapitel das innere Verfassungswesen des Ordens einer Reorganisation unterwerfen. Unter Anderem wurde, wohl auf Anregung des Mergentheimer Seminardirektors Dr. Joh. Kaspar Venator, der seine Geschichte des Ordens 1680 dem Deutschmeister Ampringen gewidmet hat –

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 377. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0377.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)