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Konfession gewinnen, und nahm am 21. Sonntag nach Trinitatis 1633 nach einer (in Heilbronn unter dem Titel Vala Papa Tu Salve Luthere d. i. Päbstisch Valet und Evangelischer Antritt zu Mergentheimb gedruckten) Predigt über Matth. 10, 32 f. Wer mich bekennet etc. das Abendmahl auf evangelische Weise. Wenige Monate darauf, nach der Nördlinger Schlacht, mußte er mit allen aus der alten Kirche Ausgetretenen die Stadt verlassen; er that es nicht, ohne zuvor das Pfarrarchiv verbrannt zu haben. Wib. 1, 770. 4, 323. W. F. 1854, S. 106 f.) Dafür kehrte der Deutschorden in die Stadt zurück und der Meister Kaspar v. Stadion stellte 1635–37 das Kapuzinerkloster wieder her, wobei die bei der Demolirung Thätigen, besonders auch die Edelfinger, hart angelegt wurden; 1641 ward die Mariahilfkapelle erbaut. 1639 wurde Stadion der Erzherzog Leopold Wilhelm als Koadjutor beigegeben, während umgekehrt der Kaiser den Deutschmeister mit Octavio Piccolomini dem jungen Prinzen für die Kriegsführung in Böhmen zur Seite stellte. Schon im November 1641 rief der Tod Stadions, dessen Herz in seiner Kapuzinerkirche beigesetzt wurde, Leopold Wilhelm zur Nachfolge. Ob dieser, den der Antheil am Krieg und nach demselben die Statthalterschaft in den Niederlanden fast unausgesetzt in Anspruch nahmen, während seiner 21jährigen Regierung Mergentheim einmal besucht hat, wissen wir nicht; sein Statthalter daselbst, der Neuhaus noch immer von den Schweden besetzt und 1645–47 schwere Kriegsdrangsale über Mergentheim und Umgegend hereinbrechen sehen mußte (s. S. 293 ff.) war Augustin Oswald von Lichtenstein. Unter ihm wurden die Befestigungen um die Stadt niedergerissen (1650) und der gewonnene Platz theilweise überbaut; 1659 das bisher übliche Flurreiten in eine Fußprozession verwandelt, auch den Kapuzinern in Mergentheim wieder Aufnahme gewährt. Da beim Tode Leopold Wilhelms 1662 der zu seinem Nachfolger designirte Erzherzog Karl Joseph noch minderjährig war, bildete der genannte Statthalter mit zwei Landkomthuren, von welchen immer einer in Mergentheim zu verweilen hatte, das Direktorium. Ein unter diesem im Februar 1663 zusammentretendes Generalkapitel in Mergentheim wies die Ansprüche der Testamentare des verstorbenen Deutschmeisters auf die Vorräthe an Wein und Getreide, sowie Geld und Geldeswerth, was man beim Tode desselben im Meisterthum vorgefunden, zurück und verlangte seinerseits die dem Orden zugehörigen, in den Händen des Deutschmeisters

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 376. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0376.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)