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Schwedenzeit der zum Protestantismus übergetretene Stadtpfarrer Faber die Mergentheimer daran erinnern, daß ihre Väter um 1590 „die evangelische Religion herzlich geliebet haben und es sie hart angekommen sei, da sie verfolgt und zu der päbstischen genöthigt worden.“ (Wibel 1, 771.) Wie es scheint, fieng Hund noch den Umbau des Schlosses an, nachdem er 1568 ein Kanzleigebäude und feuerfestes Archiv gebaut hatte. Vollendet wurde der Schloßbau von seinem Nachfolger Heinrich v. Bobenhausen (1572–1588.) Auch die lateinische Schule hat dieser, zum Theil auf Kosten der Ballei Franken, neu gebaut, desgleichen die Stadtkirche wölben und malen lassen; und endlich wurde unter ihm das erste Schützenhaus bei St. Wolfgang errichtet. Ein von ihm auf den Mai 1585 nach Mergentheim berufenes Generalkapitel brachte eine wichtige Veränderung im Amte des Deutschmeisters. Heinrich wünschte seines Amtes entbunden zu werden und zum Nachfolger den Bruder des Kaisers Rudolf, Erzherzog Maximilian,[ws 1] zu erhalten. Im Kapitel erschienen zu diesem Behuf Botschafter des Kaisers und des Königs von Spanien, und Max wurde zum Koadjutor gewählt; der hochbetagte Deutschmeister trat ihm die Residenz ab gegen 1500 Gulden für das Quartal und einen Trunk Neckarwein, mit dem Sitz in Kron-Weißenburg. Von einer Partei der Polen 1586 zum König gewählt, träumte der neue Koadjutor bereits von der Wiedergewinnung der im Norden verlorenen Ordenslande. Statt dessen ward er im Januar 1588 auf einem unglücklichen Feldzug gefangen genommen. Erst im März 1589 bewirkte der Pabst die Freilassung des Gefangenen, der nun im Sommer dieses Jahrs nach Mergentheim zurückkehrte, wo mittlerweile der Komthur Joh. Eustach v. Westernach das Amt geführt hatte. Noch in demselben Jahr ward Max durch gänzlichen Verzicht Heinrichs von Bobenhausen wirklicher Deutschmeister. 1593 ließ er durch ein Generalkapitel in Mergentheim 150 Reiter und 100 Schützen auf 2 Jahre gegen die Türken ins Feld stellen. Durch ein zweites Kapitel, welches er auf Ende Februar 1606 in seine Residenz berief, ließ er über die Abfassung eines neuen Ordensbuchs, das er im Entwurf vorlegte, Beschluß fassen. Und da zwar der Zudrang zur Aufnahme in die Ritterbrüderschaft des Ordens immer noch beträchtlich war, dagegen die Klagen der Landkomthure über den Mangel an geeigneten und ausgebildeten Priesterbrüdern sich fort und fort wiederholten, auch die Ausbreitung der lutherischen Lehre in der Umgegend noch immer


Anmerkungen [WS]

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 373. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0373.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)