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wo 1058 der Ort Marstadt bei Messelhausen (BA. Tauberbischofsheim) als „im Taubergau in der Grafschaft Mergintaim“ gelegen bezeichnet wird. Letzteres war also um die Mitte des 11. Jahrhunderts ein Ort, welcher einem unter einem Grafen stehenden Bezirk den Namen gab, wahrscheinlich die gräfliche Ding- oder Gerichtsstätte (Vgl. Waitz, Deutsche Verf.-Gesch. 7, 14 ff.) Noch im Jahr 1103, wo nicht mehr vom Taubergau die Rede ist, sondern von der „Provinz Ostfranken“, erhält Röttingen die Bezeichnung: „in der Grafschaft Mergentheim“ nachdem schon 4 Jahre zuvor ein Gozwin sich „von Mergentheim“ genannt hat. 1169 ist dann erstmals von „der Kapelle in Mergentheim über den Reliquien des h. Kilian“, (wohin nach Wibel u. A. eine große Wallfahrt gewesen, die Rede, eine Nachricht, die uns vielleicht den Namen Mergentheim zu erklären im Stande ist. Das Volk sagt, wie schon 1525 (Mone, Bad. Quellens. 3, 554) und früher, so noch heute: im Mergenthal, ins Mergenthal, was man stets, und sprachlich ganz richtig (vgl. Schmeller-Frommann 1, 1637. 1647) = Marienthal gedeutet hat. Die Gelehrten aber denken, weil die Form Mergen für die heil. Maria jünger sei, als 1058, an das Heim einer Marigund (Pfeiffer, W. F. 4, 274.) oder an ein keltisches Margidunum (Bacmeister, Alem. Wand. 112.) Wir glauben, daß die hergebrachte Erklärung Recht hat, solange die Behauptung, der Genitiv Mergen = Marien sei jünger, nicht bewiesen ist. Ein Margenthal = Mariental (1314 Mon. Zoll. 2, 327.) findet sich in Franken schon 1265 Mon. Zoll. 2, 55. Die 1246, 1365 und 1456 urkundlich genannte Flur „in Mergental, im Mergenthal in Ötelfinger Mark, gegen Öttelfingen“ weist offenbar auf ein altes, vielleicht von einer sehr früh erbauten Kapelle (vgl. Reg. 1169.) benanntes Mergen = Marienthal, dem zur Unterscheidung von der Kapelle und ihrer nächsten Umgebung der Name Mergent-heim beigelegt wurde.

Nach diesem Ort nannten sich nun im Ausgang des 11. Jahrhunderts ein Ebo und sein Sohn Gozwin „von Mergentheim“, letzterer wohl derselbe, der bei einer Schenkung von Gütern in Creglingen an das Kloster Komburg Graf Gozwin heißt (Wirt. UB. 1, 394) und in einer Würzburger Urkunde von 1091 unter den „kaiserlichen Dienstmannen“ erscheint (UB. 1, 400.) Fortan begegnen wir durch mehrere Jahrhunderte einem vielleicht von den eben Genannten abstammenden Ortsadel, der sich von Mergentheim benennt, und zwar außer den schlechtweg von

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 361. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0361.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)