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Die hervorragenden Bestandtheile des Mineralwassers sind somit Kochsalz einerseits, Bitter- und Glaubersalz andererseits und ist das Wasser daher theils als Kochsalz-, theils als Bitterwasser zu betrachten.

Verglichen mit dem Kissinger Rakoczy und dem Wiesbadener Kochbrunnen, welchen beiden Quellen ein mittlerer Gehalt (44 und 52 Gran per 16 Unzen Wasser) an Kochsalz zukommt, enthält unsere Quelle hieran das Doppelte (102 Gran = 11/3 %), etwa so viel als die kochsalzreichen Trinkquellen von Homburg und Soden.

Hiezu kommt noch ein erheblicher Gehalt an Bitter- und Glaubersalz (19 und 28 Gran), zusammen genommen mehr als die Quantität Glaubersalz im Marienbader Wasser (Kreuzbrunnen 38 Gran) und mehr als nochmals so groß als der Glaubersalzgehalt der Karlsbader Quellen (18 Gran).

Von den genannten böhmischen Quellen und dem Tarasper Wasser unterscheidet sich unsere Quelle durch den Mangel an kohlensaurem Natron, und von den 51°–74° C. warmen Karlsbader Quellen überdies durch ihre Temperatur (10° C.). Die Quelle eignet sich daher für manche Fälle, welche in den Krankheitskreis von Karlsbad, Marienbad und Tarasp gehören und bei denen man der Wirkung des kohlensauren Natrons nicht bedarf.

Kohlensäure enthält das Wasser 19 Kub. Zoll pro 16 Unzen, was dem Gehalt der Cannstatter Quellen (19–27 Gran) an diesem Bestandtheil gleichkommt, aber gegen Kissingen (41–48 Gran) und Homburg (43–55 Gran) zurücksteht. Dem Gehalt an Kohlensäure ist es auch ohne Zweifel zuzuschreiben, daß in dem Geschmack des Wassers seine Bestandtheile an Kochsalz, Bittersalz und Glaubersalz nur mäßig hervortreten.

Über die Herkunft der Mineralquelle hat Oberamtsarzt Dr. K. Bauer die Ansicht ausgesprochen (Med. Corresp.-Bl. Bd. XI, 1841, Nr. 4 S. 29), sie stamme aus dem Muschelkalk, d. h. aus dem Anhydritgebirge. Wenn man die Temperatur des Wassers, welche die einer gewöhnlichen Süßwasserquelle der dortigen Gegend ist und den Umstand berücksichtigt, daß an dem Löffelstelzer Berge hinter dem Bade das Anhydritgebirge ansteht, aus dem in dem benachbarten Orte Dörtel früher ebenfalls eine Mineralquelle hervorkam und ferner, daß an verschiedenen Punkten des Hohenlohischen Plateaus ganz ähnliche Quellen, wenn auch von schwächerem Gehalt, entspringen, so erscheint die Vermuthung

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 358. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0358.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)