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Im Winter 1826 auf 1827 füllte der ausgetretene Fluß das gegrabene Loch wieder aus und auch ein von Obersteiger Emmel von Wilhelmsglück angelegter Schacht, welcher mit einem 28′ tiefen, eichenen Kasten ausgekleidet war, mußte verlassen werden. Nun wurde beschlossen, die Quelle außerhalb des Bereichs der Tauber aufzusuchen.

Beim Abteufen des Schachtes hatte man die Erfahrung gemacht, daß schon im Wellenkalk fast mit jedem Fuß Tiefe das Wasser an Menge und Mineralgehalt zunahm und daß, als dort in einer Tiefe von 15 Fuß der dünnblätterige Wellenkalk durchbrochen wurde, aus den darunter liegenden Schichten von grünlich grauem, zur bunten Sandsteinformation gehörigem Schieferthon mit Schnüren und Knollen von Gyps, das Mineralwasser aus 3–4 Fuß von einander entfernten Klüften reichlich und mit größter Stärke hervorbrach.

Diese, auf dem mit der Formationsgrenze zwischen Muschelkalk und Buntemsandstein zusammenhängenden Gesteinswechsel gelegene Schichte galt es am Fuß des Löffelstelzer Berges, etwa 300 Schritte von der ursprünglichen Quelle entfernt, mit einem Bohrloch zu erreichen. Dies gelang denn nun auch wirklich mit Hilfe von Bohrgeräthschaften, welche man von Wilhelmsglück herbeigeholt hatte, mit überraschendem Erfolg. Aus der Tiefe von 65 Fuß drang aus dem Bohrloch das Mineralwasser in reichlicher Menge hervor und konnte durch eine geeignete Fassung zum Abfließen gebracht werden. Von dem Zusammenhang der ursprünglichen Quelle und des Bohrlochs hatte man sich durch Ausschöpfen des obenerwähnten Schachtes überzeugt, da hiebei die erbohrte Quelle aufgehört hatte zu fließen.

Mit Eintritt des Frühjahrs 1829 wurde über der neugewonnenen Quelle ein Brunnenhaus und in dessen Nähe ein Badgebäude errichtet und am 23. Juni desselben Jahres das Bad unter dem Namen Sr. Majestät des jetzt regierenden Königs, damaligen Kronprinzen Karl eröffnet.

Der um das Mergentheimer Mineralbad sehr verdiente Nachfolger C. F. Bauers, Dr. K. Bauer, empfahl in der Hoffnung, in größerer Tiefe eine an Kohlensäure reichere Quelle zu finden, die Vornahme weiterer Bohrversuche. Im Winter 1841 auf 1842 wurde auch wirklich ein zweites Bohrloch geschlagen, dabei aber das gewünschte Resultat nicht erreicht, vielmehr in der Tiefe von 100 Fuß eine stark salzhaltige, ungenießbare Quelle erbohrt und daher bei 125 Fuß Tiefe die Arbeit eingestellt.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 355. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0355.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)