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Das Karlsbad.[1]

In einer Entfernung von beiläufig 1000 Schritten von der Stadt, auf dem rechten Ufer der Tauber, umgeben von schattigen Parkanlagen mit herrlichen Baumgruppen, liegt das Karlsbad mit seiner Mineralquelle, nur durch den Eisenbahndamm und die Tauber getrennt von dem Schloßgarten.

Unter den zahlreichen salinischen Quellen, welche der Muschelkalkformation des Hohenlohischen Plateaus entspringen und welche theilweise schon in sehr früher Zeit im Rufe als Gesundbrunnen standen, erfreut sich die erst in neuerer Zeit entdeckte Mergentheimer Mineralquelle der weitaus bedeutendsten Frequenz.

Die Geschichte der Entdeckung der Quelle und der Anlage des Bades erzählt uns der Oberamtsarzt Dr. C. F. Bauer von Mergentheim, dessen genauer und sachkundiger Darstellung wir hier folgen.

Die Mergentheimer Mineralquelle ist seit 1826 entdeckt. Schafe waren die Wasserschmecker, die auf ihre Entdeckung führten. Nach lange anhaltender Trockenheit und bei ungewöhnlich niederem Wasserstand der Tauber weidete am 23. Okt. 1826 eine Schafheerde am Ufer. Der Schafknecht Gehrig bemerkte, daß sich seine Schafe auf einmal an eine Schwitzquelle herbei drängten, welche fast im Niveau des Tauberspiegels aus einem ocherbraun gefärbten Geröll hervorrieselte und einen gleichfarbigen Niederschlag bei ihrem Abfluß abgesetzt hatte, aus welcher sie begierig sich tränkten. Gehrig versuchte das Wasser, fand es von auffallend bittersalzigem Geschmack und machte von dieser seiner Entdeckung die Anzeige unverzüglich beim Stadtrath; dieser überzeugte sich sofort selbst von der bittersalzigen Natur der Schwitzquelle und veranlaßte eine Untersuchung des Wassers, welche sehr befriedigend ausfiel.

Ein in der Nähe der Quelle ausgegrabenes Loch füllte sich rasch mit dem Mineralwasser, das nun geschöpft wurde. Allein die Quelle war zu sehr dem Andrang der Tauber ausgesetzt.


  1. Von Bergrath Dr. Baur. Vgl. auch Mergentheim und seine Heilquellen von Dr. C. F. Bauer, Oberamtsarzt in Mergentheim. Ferner von demselben Verfasser: Mergentheim und seine Umgebung in geognostischer und topographischer Hinsicht, Württemb. Jahrbücher, Jahrgang 1836, Zweites Heft. Bericht über die Bäder Württembergs, von Dr. K. Bauer, Medizinisches Correspondenz-Bl. Bd. X, Nr. 4.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 354. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0354.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)