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Der Sommer des Jahres 1645 war gefüllt durch eine Reihe von Kreuz- und Querzügen der beiderseitigen Armeen. Vom Schlachtfeld bei Herbsthausen aus zog Mercy zunächst nach Hessen, dann zurück an den Main, vorwärts an den Neckar und dann wieder ostwärts gegen die Donau. Durch neuen Zuzug unter Condés (Enghiens) Führung und durch hessische Hilfstruppen wurde die Armee Turennes derart verstärkt, daß sie gegen den Herbst die Offensive aufnehmen konnte, um die Schmach von Mariendal zu rächen. Die Entscheidung fiel am 3. August bei Nördlingen.

Im Sommer 1646, als die Franzosen und Schweden gegen die Donau zogen, kam der Generallieutnant von Königsmark durch den Taubergrund, um über Kirchberg und das Ellwangische nach Augsburg zu gelangen (vgl. Martens 473. 475). Auf dem Rückzug vom Bodensee her im Anfang des nächsten Jahrs traf derselbe General am 26. Januar 1647 mit 2000 Reitern, 4 Regimentern zu Fuß, 19 Geschützen und 200 Gepäckwagen in Mergentheim ein, um an den Main zu ziehen. Als aber der bayrische General Johann von Werth mit einigen Tausend Reitern gegen ihn anrückte, zog er sich noch in der Nacht, indem er Truppen, Geschütz und Gepäck (148 Offiziers- und Soldatenfrauen, 3 Feldprediger, 43 Feuerwerker, 713 Soldaten, 753 Knechte, 2131 Pferde) mit der in Bregenz gemachten Beute in dem Schloß zu Mergentheim zurückließ, über Hall nach Neckarsulm. Johann von Werth nahm ihm bei der Verfolgung einen Rittmeister und 40 Mann gefangen, wandte sich aber bald gegen Nürnberg, worauf Königsmark wieder nach Mergentheim kam, um das Zurückgelassene abzuholen, (Ebendas. 480.) Aber das Kommen und längere oder kürzere Liegenbleiben schwedischer, bayrischer, kroatischer Abtheilungen hörte nicht auf.

Als endlich der Herbst 1648 den ersehnten Frieden brachte, trat auch für unsere schwer heimgesuchte Gegend die Wiederstellung wenigstens des alten Besitz- und Herrschaftsstandes ein. Ein Paragraph des Friedensinstruments von Münster und Osnabrück „restituirte das Haus Hohenlohe in alles so ihm entzogen, bevorab die Herrschaften Weikersheim, als auch das Kloster Scheftersheim, ohne einige Ausrede“. Schon im August 1648, sobald das Zustandekommen des Friedens in Aussicht stand, hatten die Grafen einen Beamten, den Keller Röser von Künzelsau, nach Weikersheim gesandt, um darüber zu wachen, daß nicht dem Frieden zuwider Güter und Vorräthe beseitigt wurden. Die deutschordischen Beamten hofften, es werde noch viel Wasser die Tauber hinabfließen, ehe sie Weikersheim verlassen müßten. Man klagte über dieselben, daß sie die Waldungen devastirten, verkauften, einpackten und wegführen ließen, was nur möglich. Andererseits verlangte der Deutschmeister, daß Hohenlohe ihm die Interessen aus den Weikersheimer Grafschaftsschulden vergüte. Sodann fragte sich, wem die Zehnterträgnisse von dem Getreide und Wein des Jahres 1648 zustehen; die älteren Vorräthe waren größtentheils verkauft. Für die noch ausstehenden, dem Orden mit Recht zukommenden Gefälle bezahlte Hohenlohe die runde Summe von 600 Gulden. Die vom Orden während seines Regiments aufgenommenen Juden versprach man noch ein halb Jahr zu dulden – eine Frist, welche später verlängert wurde, so daß die Juden blieben.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 300. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0300.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)