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verlassen, und führte in einem meisterhaften Rückzug sein Heer durch die Engen des Schwarzwalds im August nach Villingen.

Die siegreichen Franzosen indessen, deren Oberbefehl jetzt Turenne allein übernommen, breiteten sich am Rhein mehr und mehr aus, besetzten Philippsburg, Mainz und andere Städte. Erst mit dem Ende des Jahres 1644 näherten sich Mercy und Johann v. Werth wieder dem Rheine und setzten sich in Mannheim und an der Bergstraße fest.

Württemberg und Franken sahen sich so den Winter über gedeckt; als aber im März 1645 sich am Rheine die Nachricht verbreitete von dem großen Sieg, den Torstenson bei Jankau in Böhmen über die Kaiserlichen erfochten, da war man auch in Süddeutschland auf die Entscheidung großer Dinge und auf schwere Schläge gefaßt. Der ehrgeizige Turenne, um gleich Torstenson Siege zu erringen, war am 26. März 1645 mit 11.000 Mann, größtentheils Deutschen, bei Speier über den Rhein gegangen und in Schwaben eingedrungen. Zunächst wurden Vaihingen und Calw von den Franzosen besetzt. Darauf gieng der Zug dem Neckar zu, der bei Marbach überschritten wurde. Von hier aus wurde Großbottwar besetzt und Hall durch den General Rosen bedroht. Auf diesem Zug war es auch wahrscheinlich, daß die Orte Liebenzell, Güglingen und Lauffen von den Franzosen geplündert wurden. – Am 16. April traf General Rosen mit der Vorhut bei Hall ein und forderte die Stadt zur Übergabe auf. Die Bürger baten zuerst, sie damit zu verschonen; nun aber kam auch Turenne selbst an, nahm sein Hauptquartier in der Spitalmühle und ließ die Truppen um dieselbe herum, zu Gelbingen, auf der Bleiche und bei der Pulvermühle lagern. Dann ritten Turenne und Rosen vor das Gelbinger Thor und verlangten, nachdem etliche Geschütze aufgeführt waren, die Öffnung der Stadt. Die Bürger öffneten nun das Gelbinger Thor, ließen die Generale herein und schloßen mit ihnen einen gütlichen Vergleich ab, durch welchen die Stadt sich zur Bezahlung einer Summe Geldes und zur Lieferung von Brot, Wein und Bier in das Lager verpflichtete. Auf diese Weise wurde die Stadt selbst verschont, aber außerhalb der Ringmauer wurden alle Häuser ausgeplündert, Vieles verbrannt und das Vieh weggetrieben. Mercy vermuthete, die Feinde würden der Donau zuziehen und erwartete sie bei Ellwangen. Turenne aber zog, wie berichtet wird, „mit den weimarischen Franzosen in Franken auf der Bratwurst herum“ und breitete seine Truppen bei Mergentheim und Rothenburg an der Tauber aus. Es scheint dies auf besonderes Bitten des Generals Rosen geschehen zu sein, um die Truppen den in der Taubergegend herrschenden Überfluß genießen zu lassen. Zugleich befahl aber Turenne ausdrücklich, es dürfe kein Regiment weiter als 2 Stunden von Herbsthausen, welcher Ort als Sammelplatz bestimmt war, sich entfernen, und um ganz sicher zu sein, ließ er ein Kavallerieregiment auf Rekognoszirung gegen Feuchtwangen gehen, welches die Meldung brachte, die bayrische Armee beziehe weitläufige Kantonirungen.

Diese Nachricht veranlaßte, daß die Regimentskommandeure mit dem erhaltenen Befehl es nicht so genau nahmen, sich weiter als

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0295.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)