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man den Käs und Obst aufgesetzt balden aufgestanden. Es gieng indeß auch im Weikersheimischen nicht ohne Klagen über großen Schaden, Mißhandlung, Raub und Plünderung ab. Noch viel schlimmer hausten die Truppen in der katholischen Umgegend. Den Mansfeldschen folgte Tilly mit seiner Armee auf dem Fuße. Noch im Oktober lag er zu Uffenheim und Röttingen im Quartier und zog den Taubergrund herab. Nach der bekannt gewordenen Marschroute hoffte Graf Philipp Ernst vergeblich, die Grafschaft Weikersheim werde verschont bleiben; Graf Kraft, der Tilly persönlich kannte und ihn einen der vornehmsten Patrone aller ehrlichen Kavaliere nannte, wandte sich an ihn und beide Grafen luden ihn am 29. Oktober ein, mit den ihm annehmlichen Offizieren nach Weikersheim zu kommen. Tilly äußerte auch in Uffenheim die Absicht, der Einladung Folge zu leisten. Wir haben keine Nachricht, ob er Wort gehalten hat. Nur von Requisitionen von Frucht, zweispännigen Wagen etc. erfährt man. Die Durchmärsche dauerten auch in den Jahren 1622 und 23 fort. Besonders gefürchtet waren die „Coßaggentrupps“ oder Polaken, wie man sie nannte. Als solche im September 1622 zu Schüpf lagen, wurden ihnen, um Plünderung abzuwenden, 320 Dukaten bezahlt und auf das Amt Weikersheim umgelegt, wobei die Gemeinde Adolzhausen sich widerspenstig zeigte. 1

Wallenstein stellte den Grafen Philipp Ernst und Philipp Heinrich, welche zu ihm nach Böhmen reisten, am 30. Juli 1625 einen Schutzbrief für die Grafschaft Hohenlohe aus und erneuerte denselben am 10. August 1626 für das Gebiet des Grafen Kraft. Dennoch durchzogen noch im Sommer 1625 das Plarersche und Gratzsche, sodann das Regiment Altringer die Grafschaft, und berechneten sich die Quartierkosten der sieben Orte Schäftersheim, Elpersheim, Hollenbach, Schrozberg, Schmalfelden, Könbronn und Vorbachzimmern vom 24. Juni 1625 bis 5. Februar 1626 auf mehr als 8000 Rthlr. Dazu brachten die Truppen die Beulenpest. In Weikersheim starben 1626 192 Personen; es hielt schwer, Leute zu finden, die dem Todtengräber bei seiner Arbeit an die Hand gehen, noch schwerer solche, die Krankenwärterdienste thun wollten. Diesen bezahlte man für den Tag 10 Kreuzer. Auch Schäftersheim war heimgesucht, die Einwohner so arm und die Gemeinde so herabgekommen, daß sie nicht einmal mehr den Todtengräber, der täglich 3–4 Personen zu begraben hatte, bezahlen konnte; daher Bürgermeister und Gericht den Grafen Georg Friedrich um ein Anlehen baten. Er lieh 50 Gulden, vorerst auf ein Jahr, half den Armen mit Getreide und Wein aus zur Labung für die Kranken. 1629 erwartete man den Durchmarsch Wallensteins selbst. Das Jahr brachte aber statt seiner das Restitutions-Edikt, wornach die einem Reichsstand unterworfenen Klöster und Stifter, welche 1552 noch nicht in den Händen weltlicher Herren sich befunden hatten, an die katholische Kirche und Geistlichkeit zurückgestellt werden sollten. Dies wurde auch auf Schäftersheim angewandt, obgleich nach der Darstellung der Grafen von Hohenlohe die dortigen Nonnen schon 1543 das Kloster verlassen und die damaligen Landesherren dasselbe als ein verlassenes an sich gezogen hatten. Am 16. März 1630 rückten die kaiserlichen Kommissäre vor das Kloster, ließen die Thore

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 290. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0290.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)