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wie Kilian Brack von Schmerbach wurde noch gefahndet; sie wurden später theils um Geld theils mit Abhauung der Finger bestraft. Im August wurde der oben wiederholt genannte groß Lienhart von Schwarzenbronn verkundschaftet, wie er zu Lendsiedel in einem Wirthshaus wäre; demnach Kunrad Eberhard, alter Burgermeister von Rotenburg, der damals in die Mahnung gen Kirchberg ritt, alsbald Gilg Raymund Beringern, den Spitalmeister, mit etlichen Reitern gen Lendsiedel geschickt und jenen im Wirthshaus daselbst in Kraft des kaiserlichen Landfriedens erstechen und umbringen lassen. (Rot.) Am grausamsten aber verfuhr der Bischof von Würzburg, Konrad von Thüngen. Er begnügte sich nicht mit 76 gleich bei dem Wiedereinzug in seine Residenz vorgenommenen Hinrichtungen, mit der Ablieferung aller Waffen, Einsperrung unzähliger Bürger und einer Strafe von 171/2 Gulden, welche jeder Insaß des Bisthums zu entrichten hatte, während sie im Badischen und Österreichischen bloß 6 Gulden betrug; sondern er durchzog auch viele Wochen lang als Blutrichter sein ganzes Hochstift, begleitet von 700 Reisigen. Wo er hinkam, ließ er durch die mitgebrachten Henker blenden, köpfen, hängen. In dem kleinen Lauda allein wurden am 20. Juli auf seinen Befehl 8 der Bürger enthauptet, welche dem schrecklichen Blutbad von Königshofen sieben Wochen zuvor entgangen waren (Ludewig, Geschichtschr. v. d. F. Bisth. Würzb. 904.) 1


Nach der blutigen Niederwerfung des Bauernaufstands konnte die religiöse Bewegung in den geistlichen Gebieten kaum mehr vereinzelt sich rühren. Wo in unserem dermalen zu 3/5 von Protestanten bewohnten Bezirk die Reformation festen Fuß faßte, geschah es durch die weltlichen Herren: Brandenburg-Ansbach (in Creglingen, Crainthal, Frauenthal, Freudenbach, Nieder-Rimbach, Standorf, Reinsbronn, Niedersteinach, Schirmbach) Hohenlohe (in Adolzhausen, Elpersheim, Herbsthausen, Herrenzimmern, Honsbronn, Münster, Nassau, Pfitzingen, Queckbronn, Rüsselhausen, Schäftersheim, Weikersheim) Adelsheim (in Wachbach und Hachtel) Geyer von Giebelstatt (in Althausen und Neunkirchen) Rosenberg (in Edelfingen? Neubronn, Oberndorf, Rinderfeld, Streichenthal, Waldmannshofen) die von Finsterlohe (in Dunzendorf, Vorbachzimmern, Wermutshausen) endlich durch die Stadt Rothenburg (in Archshofen, Blumweiler, Finsterlohr, Lichtel, Ober-Rimbach, Reutsachsen, Schmerbach, Schwarzenbronn, Weiler, Wolfsbuch.) Aber auch in den Bischöflich Würzburgischen Orten konnte nach der Thüngenschen Schreckenszeit die Reformlust[ER 1] sich regen. Bischof Melchior Zobel hatte einst in Wittenberg Luthers Vorlesungen besucht und pflegte von der Reformation zu sagen: Ist sie nicht von Gott, so wird sie von selbst zergehen; und

Errata

  1. S. 287 Z. 4 von unten lies die Reformlust. Siehe Berichtigungen und Ergänzungen, Seite 836.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0287.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)