Seite:OberamtMergentheim0286.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

des Geschützes bemächtigen, dieses zu sich und zog mit der Reiterei und auserwählten Leuten zu Fuß (1200 Hauptleute, Lieutenants, Fähnriche, Waibel und Doppelsöldner, die sich als „frumme Kriegsknecht“ von ihren meuterischen Kameraden getrennt hatten) weiter auf Würzburg zu. Von da aus führte nemlich der Hauptmann Florian Geyer den schwarzen Haufen, 8000 Bauern stark, heran, um den vermeintlich noch bei Königshofen stehenden Brüdern Hilfe zu bringen. So erhielt die Schlacht von Königshofen am Pfingstfest noch ein Nachspiel. Der Truchseß war in übler Lage: hinter sich, bei Königshofen, die meuterischen Knechte, welche durch kein Zureden zu ihrer Pflicht zurückzuführen waren, vor sich die weit überlegenen Haufen der Bauern. Diese hatten jedoch keine Ahnung von seiner Nähe, denn es fehlte ihnen durchaus an Reiterei und der Mangel dieser damals wichtigsten Waffe bedingte hauptsächlich auch ihre Niederlagen.

Unversehens konnte daher der Truchseß auf freiem Feld bei Sulzdorf über sie herfallen und brachte ihnen bedeutende Verluste bei. Den Rest trieb er in das Dorf Ingolstadt, wo in den Gassen, in der Kirche, im Thurm und in dem dortigen Schlößlein noch 3000 erstochen wurden. Hier in diesem Nachspiel zur Schlacht, wie in der Schlacht bei Königshofen selbst, hatte sich die Mehrzahl der Bauern verzweifelt gewehrt. Nach diesem durchschlagenden Erfolg rückten die meuterischen Knechte ganz kleinlaut aus dem Lager von Königshofen nach „und wollten es Keiner thon haben.“ Der Truchseß hatte Eile, dem hart bedrängten Würzburg zu Hilfe zu kommen und rechnete später mit seinen Kriegsknechten ab. –

Sofort nach der Schlacht bei Königshofen hat sich Mergentheim, sonderlich auf Ansuchen und Unterhandlung ihres Kommenthurs, Herr Wolfgangs von Bibra, der darum schon dem bündischen Kriegsvolk bis gen Krautheim entgegen geritten war, auf Gnad und Ungnad ergeben; wurden um ein merkliche Summa gebrandschatzt und Etlichen die Köpf abgeschlagen und andere Straf aufgelegt.

Schwarzenbronn, Lichtel und andere Rothenburgische Orte wurden am 20. und 21. Juni durch Albrecht von Adelsheim und andere vom Adel, denen der Rath von Rothenburg sechs Knecht dazu geliehen, von wegen des Aufruhrs in Vermög des Kaiserlichen Landfriedens gebrannt, geplündert und gebrandschatzt. Die Gemeinden Schonach und Finsterlohe aber richteten Rechtfertigungs- und Bittschreiben an ihre Herren zu Rothenburg. Während in der Stadt über 20 Bürger und etliche vom Land mit dem Schwert gerichtet wurden, darunter der frühere Amtmann von Creglingen Stefan von Menzingen, Dr. Johann Deuschlin. Prediger Hans Kämpf, Priester, den man krank aus seinem Haus heraus, in den Ring führen mußt, der blinde Hans Schmid, Fuchs genannt, Barfüßerordens Prediger, M. Wilhelm Beßmayer, alter Schulmeister etc., wurden die Bauern in der Landwehr bloß neu beeidigt und gebrandschatzt, zusammen um etwa 20.000 Gulden, wovon die Hälfte der Markgraf erhielt. Es hatten zu zahlen: Martin Beck von Blumweiler 10, Hans Kern von Ober-Rimbach 20, Clain Paule von da 10, Lienhart Hagen von Schwarzenbronn 50 Gulden; Andere die nichts zahlen konnten, wurden weggewiesen; nach wieder Andern,

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0286.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)