Seite:OberamtMergentheim0285.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Gegen diese anrückenden Geschwader unterhielten die Bauern ein anhaltendes Feuer aus ihren Stücken, allein sie konnten fast gar keinen Schaden thun, „Ursach die Bauern waren so viel höher auf einem ebenen, hohen, runden, platten Fleck ohne alle Bäume und Stauden und die Reisigen so viel niedriger unten und rund umb den Berg, daß sie es Alles überschoßen und nicht nach der Maß treffen konnten.“ – Die übel berathenen Bauern (Göz von Berlichingen hatte sie damals schon verlassen) hatten so von ihrem Geschütz gar keinen Nutzen; der Truchseß war mit seiner Reiterei ohne Schaden in den todten Winkel gekommen und konnte so das Lager der Bauern umfassen und diesem nahe kommen.

Der Reiterei folgten jetzt durch die Furt auch zwei gewaltige Haufen der „verlorenen Knechte“ „da erschracken die Bauern so hart in der Wagenburg, daß sie anfingen, die Rosse von ihren Wagen und Büchsen auszuspannen, und ergaben sich in die Flucht.“ Sobald dies des Truchseß Reiterfähnlein gewahr wurden, fielen sie mit einem großen Geschrei allenthalben auf die Bauern ein, erstachen, erschoßen, erschlugen Alles was zu ereilen war.

Hinter dem Lager der Bauern befand sich auf die Entfernung eines halben Schlangenschusses (300–400 Schritt) ein dichter Wald. Dorthin drängten sich die Fliehenden, verbargen sich im Gebüsch und kletterten auf Bäume. Die Reiter setzten theils den weiter Fliehenden nach, theils umzingelten sie den Wald, bis die Fußknechte, darunter 1500 Büchsenschützen, nachgerückt waren. Mehr als tausend wurden im Wald erstochen und von den Bäumen geschossen, 300 gefangen. Die Angaben über den ganzen Verlust der Bauern schwanken zwischen 4000 und 7000 Mann. Von den Gefangenen wurden am folgenden Tag etliche enthauptet, darunter der Bauern Hauptmann, ein langer, starker Mann, der 2000 Gulden vergebens um sein Leben bot. Andere Gefangene wurden hart geschätzt von den gemeinen Hauptleuten, denen sie geschenkt wurden. Von den Mergentheimer Bauern waren in der Schlacht 122 todt geblieben, von den Weikersheimern 42.

Der Verlust im Heere des Truchseß überstieg nicht 150 Mann; er selbst war mit einer Hellebarte ins Knie gestochen worden. – Es war ein heißer Tag gewesen und Jedermann von dem Schlagen durstig. In der Bauern Lager, das mit Geschütz und Allem von den Bündischen genommen war, befanden sich viele Wagen mit Wein. Hier wurde Rast gehalten und Lager bezogen auf dem Schlachtfeld selbst, das zum Theil noch in der württembergischen Exklave Deubach liegt, theils im Thalgrund bei Königshofen.

Mergentheim hatte Eile, sich hauptsächlich auf Anrathen des Komthurs, Wolfgang von Bibra, dem schwäbischen Kriegsrath auf Gnade und Ungnade zu ergeben; es wurde mit einer beträchtlichen Brandschatzung heimgesucht; etliche der Rädelsführer büßten am Galgen.

Zwei Tage brachte der Truchseß im Lager von Königshofen zu; dann gedachte er den Bauern zu folgen. Allein seine Fußknechte wurden meuterisch; sie wollten einen Schlachtsold haben und waren doch nicht beim Schlachtangriff gewesen. Am Pfingstfest, den 4. Juni, nahm der Truchseß, welcher befürchtete, die Fußknechte möchten sich

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0285.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)