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Als am 2. Juni hier die Bauern das Herannahen des schwäbischen Feldhauptmanns und seiner Bundesgenossen erfuhren, verließen sie in Eile den Flecken und zogen sich auf die Höhen des rechten Tauberufers, wo sie auf der Königshofer Warte, heute auch Thurmberg genannt, ihr Lager bezogen sammt Wagenburg, in der sie 300 wohlbeladene Wagen hatten, sammt 42 Stück Geschütz, darunter diejenigen, die den deutschen Herren von Mergentheim, dem Grafen Jörg von Wertheim und dem Bischof von Mainz gehört hatten.

Das Tauberthal ist dort auf beiden Seiten von beträchtlichen Höhen eingefaßt, die meist in gerundeten Kuppen und Rücken sich bis fast 200 Meter über die Thalsohle erheben. Heute sind diese Höhen fast durchaus mit Weingärten und Wald bedeckt, vor Jahrhunderten scheint dies den vorhandenen Angaben zufolge nicht in dem Maße der Fall gewesen zu sein. So gedachten denn die Bauern, auf ihrer Höhe, die ihnen äußerst vortheilhaft dünkte, die Bündischen zu erwarten.

Der Truchseß war indessen über Öhringen nach Ballenberg gezogen und rückte am 2. Juni, dem Freitag vor Pfingsten, den Bauern auf Königshofen nach. Sein Heer wird beschrieben als mächtig stark zu Roß und zu Fuß mit zahlreichem Geschütz, dergleichen in diesen Landen noch nie gehört worden; 4000 Reiter wurden gezählt und 10.000 Fußknechte. – Als man der festen Stellung der Bauern auf dem Königshofer Wartberg gewahr wurde, war der bündische Kriegsrath der Meinung, man solle auf dem linken Ufer der Tauber bleiben und ebenfalls auf der beträchtlichen Thalhöhe Stellung nehmen, um die Bauern zu beobachten. Der Truchseß war mit dem Terrain von früheren Kriegszügen her wohl bekannt und mit seinem Kriegsrathe diesmal nicht einverstanden. Er rieth vielmehr, durch die Furt aufs rechte Tauberufer zu ziehen und den Bauern auf den Leib zu rücken. Anfangs war er zwar noch gemeint, nachzugeben und sagte: „damit man sehen möge, daß ich meinem Kopf nit allwegen folge, so will ich auf den Berg ziehen, wiewohl das ander viel besser, dann wir doch auf diesem Berg den Bauern Nichts abgewinnen können und mögen sie von uns ziehen, wann sie wöllten.“ Bald besann sich aber der Truchseß eines Anderen und zur Verhütung großen Nachtheils beharrte er auf seiner ersten Ansicht und zog oberhalb Königshofen durch eine Furt aufs rechte Ufer. Die Übergehenden wurden von den Bauern aus ihrer Wagenburg mit Stückkugeln beschossen, doch mit Ausnahme einiger getödteter Pferde ohne Verlust. An 10.000 Mann stark, wird erzählt, seien die Bauern auf dem Berg in Schlachtordnung gestanden, vor sich ihr gesammtes Geschütz auf Rädern.

Der Wartberg scheint, wie gesagt, damals nicht wie heute mit Weingärten und Wald, sondern mehr mit Fruchtfeld und Weide bedeckt gewesen zu sein. Dies ermöglichte es dem Truchseß, mit seiner Reiterei, die er zunächst zur Hand hatte, die Hänge von mehreren Seiten zugleich zu ersteigen und von 3 Seiten her die Bauern anzufallen. Nachmittags 4 Uhr war es, als der Truchseß zum Angriff schritt. Zuvorderst stand der Feldhauptmann selbst mit seinem Leibfahnen, darnach kam der Rennfahnen, der Schützenfahnen Östreichs und der pfalzgräfische Fahnen.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0284.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)