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Weinsbergische Hauf im Lager vor Würzburg aufbrochen und an die Tauber auf Mergentheim zu zogen in Meinung, dem bündischen Heer, das jetzt im Wirtembergischen Land herab in das Weinsbergisch Thal zog und darinnen mit Verbrennen, Verheeren und Verwüsten handelte, entgegen zu ziehen, sich mit ihm zu schlagen, etliche sich wiederum anheim in ihr Vaterland und ihre Flecken zu thun. Und hat der Hauf, als er an die Tauber kam, die Bauern an der Tauber, in der Landwehr und sonst allenthalben wider das bündisch Heer zu ziehen aufgemahnt, die auch allenthalben demselben Haufen zugezogen sind, damit sie desto sicherer anheim möchten kommen. Von Mergentheim aus erließ der Haufe mit Bürgermeister und Rath dieser Stadt an Rothenburg die dringende Aufforderung, dem in Öhringen liegenden Fränkischen Haufen nach Krautheim zu Hilfe zu ziehen (Rot.) Aber rasch nahte die Katastrophe von Königshofen. Bei dem Hereinragen des Schlachtfelds in unser Gebiet (Markung Deubach) wird es keiner Rechtfertigung bedürfen, daß wir eine Beschreibung der für den Aufstand in unserer Gegend entscheidenden Schlacht vom 2. Juni aus der geschätzten Feder eines Militärs und Kriegsschriftstellers[1] einschalten.

Vom Schlachtfelde bei Böblingen weg, wo er am 2. Mai die württembergischen Bauern geschlagen und zersprengt hatte, zog Jörg Truchseß von Waldburg, des schwäbischen Bundes oberster Feldhauptmann, rasch dem Norden zu nach Franken, wo die Gefahr täglich wuchs, denn hier hatten sich die niederschwäbischen Bauern, die vom untern Neckarthal, vom Odenwald und vom Mainthal zusammengethan, um ihrer Sache, die bis jetzt systemlos nur mit Morden und Plündern verfolgt worden war, einen Mittelpunkt, ein gemeinschaftliches Ziel zu geben. In Würzburg war ein Bauernrath zusammengetreten; alle bisher getrennten Haufen gedachte man zu vereinigen und Heilbronn zum Sitze der Kanzlei zu machen; der unzufriedene Theil des Adels sei hereinzuziehen und eine Änderung der Verfassung in deutschen Landen mit vereinigten Kräften anzustreben. Zu dem Ende schrieben die Bauern noch einen Tag nach Schweinfurt aus und luden die benachbarten Fürsten, Herren und Städte, boten auch dem Bundesheer Unterhandlungen an.

Allein die wachsende Gefahr erkennend, hatten aller Orten die Landesherren und Städte sich aufgerafft; Luther donnerte wider die räuberischen und mörderischen Bauern, auf die man mit gutem Gewissen drein schlagen solle, und des Schwäbischen Bundes Feldhauptmann hatte sich mit dem Pfalzgrafen Ludwig, mit dem Kurfürsten Richard von Trier, mit Herzog Otto von Bayern und mit dem Bischof von Würzburg vereinigt. So verstärkt, wies er alle Unterhandlungsversuche von sich und beschloß ohne weiteres Zögern einen vernichtenden Schlag gegen die fränkische Bauernschaft zu führen.

In den nördlichen Gauen des jetzigen württembergischen Landes waren eben die Bauern vom Neckarthal, und die vom Odenwald im Begriff, von Öhringen nach Würzburg zu ziehen, 8000 Mann stark; diejenigen, welche die ruchlose That zu Weinsberg verübt, befanden sich dabei. Im Tauberthal hatten sie eben Königshofen erreicht.


  1. Hauptmann A. Pfister.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 283. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0283.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)