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wie man sagt, mit etlichen Klosterfrauen geunkeuscht und allen Muthwillen darinnen geübt und getrieben hatten, aufgebrochen, gen Markelsheim gezogen, allda sie ob 5000 stark geschätzt wurden, und entstund daselbst und allenthalben unter der versammelten Baurschaft ein gemeine Red und Sag, die auch die Baurschaft selbst ausgab, ihnen möcht Niemand Widerstand thun, ihnen auch kein Geschütz schädlich sein, dann Gott hätt es mit ihnen und verliehe ihnen darum so lang schön Wetter, wie es auch gleichwohl, so lang dieser bäurisch Krieg währte, vom Anfang bis an das End ein schöne, warme truckene Zeit und darzu ein ganz fruchtbar Jahr war . . Darauf hat der Tauberhauf das Neuhaus, auch Schloß und Stadt Mergentheim[1] eingenommen, plünderten beede Schloß an Wein, Brot, Getreide, Briefen und Anderem, das sie darin funden, haben darzu über (wider) den Vertrag, den Herr Wolfgang von Bibra, Kommenthur zu Mergentheim, davor mit Herr Lienhart Denner, Pfarrverweser zu Leuzenbronn, dem großen Lienharten von Schwarzenbronn und andern Hauptleuten angenommen, ihnen ein tapfere Summa Gelds entrichtet, sie ihm auch und seiner Hab und Gut Sicherheit und Trost zugesagt und versprochen hatten – den gedachten Kommenthur gefangen, doch daß er im Schloß bleiben hat müssen;[2] allda haben sie ihm selbst Lieferung geben und ander obgemeldt Plünderung, Thaten und Verwüstung im Schloß Mergentheim über vermeldeten Vertrag geübt . . Am Osterabend (15. April) zog ein Fähnlein Rotenburgische Knecht aus gen Mergentheim und Markelsheim, allda sie die Haufen noch bei einander fanden, und war Hans Klingler von Bettenfeld ihr Hauptmann und Heerführer. Vom Lager in Markelsheim schrieb Gemeine Rotenburgische Bauerschaft Dienstag nach Ostern (18. April) an den Magistrat von Rotenburg um 200 Mann gerüstet mit langen Spießen, auch einer Schlangen und einem Hauptstuck mit seiner Zugehörung und einem Gezelt; wo solches nicht geschehe, befinden sie die Stadt nicht als Brüder, sondern Türken und Heiden und ein Volk ohne alle brüderliche Liebe. In seiner Antwort vom 20. April forderte der Magistrat die Bauern zur Umkehr auf, man werde sich neu mit ihnen vertragen. Einer des Ausschusses aber, Lorenz Knoblauch, zog ohne des Ausschusses Erlaubnis weg zu der Baurschaft, als sie noch zu Markelsheim und Röttingen lagen, und entführte indeß einem Biedermann zu Creglingen sein Weib. Der ward darum und von anderer Argwohnigkeit wegen von der Baurschaft gefänglich angenommen, in die Eisen geschlagen, etlich Tag im Heer umgeführt und zuletzt wieder ledig gelassen, wäre hernach gern wieder heim kommen. Da konnte er weder von einem Rath, noch Ausschuß Geleit erlangen, mußte derhalben draußen bleiben, enthielt sich etlich Tag bei einem


  1. Nach P. Gnodal (Schard, Rer. germ. script. 1673. S. 139) waren die Bürger der Stadt schon zuvor aufständisch, hatten den Schönthaler Hof besetzt und darin 5 Fuder Wein getrunken etc., was den Bauern die Einnahme der Stadt leicht machte. Vergl. auch die Ortsgeschichte von Mergentheim.
  2. Vergl. auch Baumann, Quell. z. Gesch. d. Bauernk. in Oberschwaben 683.
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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0278.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)