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Kunz Hildebrand von Crainthal stößt Drohungen gegen die Stadt aus; man fängt ihn auf und läßt ihn im Faulthurm verderben. Da sich Otto Pfalzgraf am Rhein der Sache annimmt, so muß die Stadt auf schiedsrichterlichen Spruch 2000 Gulden bezahlen u. s. f. (Bensen, Hist. Untersuch. S. 211 ff).

Der allbekannte Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand hatte mit den Nürnbergern von jungen Jahren her manchen feindlichen Zusammenstoß. Im bairischen Erbfolgekrieg 1504 hatten nach seiner Selbstbiographie die Nürnberger vor Landshut in die Reihen ihrer Verbündeten geschossen und Götz die rechte Hand zerschmettert. Das scheint er ihnen nie vergessen zu haben: bei seinen zahlreichen Wegelagerungen ist es fortan hauptsächlich auf Nürnbergische Kaufleute, die zur Frankfurter Messe reisen, abgesehen. So überfiel Götz mit seinen Helfershelfern am Sonntag nach Jakobi 1513 ganz nahe bei der Stadt Mergentheim am Schießwasen vier Nürnberger Güterwagen und raubte sie aus. Während er mit seinen Genossen für diese und andere Räubereien zu einem Schadenersatz von 14.000 Gulden verurtheilt und mit der Reichsacht bedroht wurde, mußte der Deutschordens-Komthur Johann Nothaft sich vor dem Schwäbischen Bund in Nördlingen und Ulm verantworten, daß er die Unthat, die fast unter seinen Augen geschehen, nicht verhindert habe. Nur die Vermittlung des Erzbischofs von Mainz bewahrte den Komthur vor Bestrafung.

Der schlimmste Räuber jener Zeit aber war Hans Thomas von Absberg (bei Gunzenhausen). Drei Jahre lang hatte er mit zahlreichen Gefährten vom fränkischen Adel Gewaltthat auf Gewaltthat gegen Angehörige des Schwäbischen Bundes gehäuft: da riß diesem endlich die Geduld und im Juni 1523 rückte ein Bundesheer unter Truchseß Jörg von Waldburg gegen die Raubnester heran. Zuerst wurde Schloß Vellberg theilweise zerstört; dann „als der Oberst Feldhauptmann sammt den Kriegsräthen und dem Kriegsvolk Samstags den 20. Juni gegen Pergersheim (? Igersheim) bei Mergentheim gelangt, haben sie den Heerschreier oder Parsifanten mit einem Trompeter gen Boxberg geschickt, dasselbe Schloß, so auf ein große Meil Wegs davon gelegen, erfordern zu lassen.“ Die kleine Besatzung ergab sich und das Schloß wurde in Gegenwart des Truchseß verbrannt. „Nachmals am Mittwoch vor St. Johannes des Täufers Tag haben Herr Jörg Truchseß und die Kriegsräthe zween Feindesbriefe, einen gen Wachbach und den andern gen Aschhausen geschickt und alsbald verordnet den Bürgermeister Dornsperg von Überlingen mit zwei Fähnlein Knechten, dieselben zwei Schlösser zu erfordern, einzunehmen, anzubrennen und alle denselben zugehörende Bauern und Güter zu gemeines Bundes Handen und Gewalt zu bringen, wie dann solches ohne allen Widerstand durch gemeldeten Bürgermeister von Überlingen vollbracht und ausgericht. Und in denselben Häusern ist weder von Vorrath Geschütz noch Anderem gar nichts gefunden, sondern zuvor alles geflohen worden . . . Item Montags den 22. Juni sind Herr Jörg Truchseß und das Kriegsvolk fort auf Uffenheim gerückt, daselbst den Eritag (Dienstag) stillgelegen, in derselben Zeit zween Feindsbrief durch einen Knaben gen Waldmannshofen und Gnetzheim, beide Kunzen von Rosenberg zugehörig,

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0274.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)