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Die Finanzzustände des Ordens verschlechterten sich seit der Mitte des 14. Jahrhunderts in demselben Maße, in welchem „aus dem ursprünglichen Hospital für Leidende ein Hospital des Ordens wurde, zu dessen Pfründen und Würden sich die nachgeborenen Söhne vornehmer Familien drängten, wovon die Folgen waren: Erkaltung der Theilnahme der Laien an der altehrwürdigen ritterlichen Stiftung, immer tieferer Verfall des Vermögens, sittliche Verderbnis“. So war das Haus zu Mergentheim schon 1369 genöthigt, zur Führung einer Fehde gegen den Ritter Kraft, genannt der Waler, eine Summe von 1200 Gulden in Speier zu borgen, welche Schuld nebst Zinsen dann die übrigen Gebietiger der Ballei Franken auf sich nahmen. Als aber diese 1411 vom Hochmeister um eine Geldhilfe angegangen wurden, erwiderten sie: „Die Ballei Franken ist so schwerlich beladen, daß Niemand wissen mag, wie wir uns angreifen und halten sollen, damit der Orden hieraußen bei solcher Würde bleibe, als es Herkommen ist. Wir haben kaum so viel, daß wir die nöthigen Personen auf den Pfarren und Ritterbrüder für unsere Häuser halten mögen.“ Die unausgesetzten Fehden seit 1450 verschlimmerten natürlich die Zustände immer mehr, und schließlich schlug der Bauernkrieg fast nimmer zu heilende Wunden. Doch war bei einer Vermögensaufnahme im Jahr 1577, welche für das Deutschmeisterthum ein Jahresdefizit von 8423 Gulden ergab, die Ballei Franken nicht von den am schlimmsten gestellten: einer Ausgabe von 53.973 Gulden stand eine Einnahme von 54.313 Gulden gegenüber. Aber schon 1606 klagt der Meister in seinem und im Namen der Ballei Franken einem Großkapitel in Mergentheim: sie seien durch den Türkenkrieg u. A. in ihren Geldmitteln so erschöpft und verarmt, daß sie die schwere Last unmöglich länger ertragen können. Es folgte die schreckliche dreißigjährige Kriegszeit, und auch das folgende Jahrhundert war, wie unten dargestellt werden wird, für unser Ordensgebiet reich an Störungen. Dennoch war noch um 1780 die Ballei in Franken die ansehnlichste: 18 Ordensritter in 21 Kommenden, worunter 7 Kammerkommenden des Deutschmeisters (Mergentheim, Frankfurt, Prozelten, Horneck, Winnenden, Heidelberg und Speier) und hatte einen durchschnittlichen Jahresüberschuß von über 22.000 Gulden. Das gesammte Personal der Ballei bestand 1787: 1) aus 18 Ordensrittern, deren einer Hauskomthur zu Mergentheim, ein anderer Trappier daselbst, ein dritter Treßler, Bau- und Küchenmeister zu Ellingen,

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0267.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)