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Milchschweinen wird hauptsächlich von größeren Landwirthen, Müllern und Bäckern getrieben; es werden aber nicht so viele gezogen, daß solche für die Bedürfnisse des Bezirkes ausreichen. Mast wird größtentheils zum eigenen Bedarf getrieben; doch kommen auch Fettschweine zum Verkauf. Es ist keine Gemeinde im Bezirk, welche sich durch Zucht oder Mast besonders hervorthut. Der Milzbrand richtet nicht selten, besonders zur warmen Jahreszeit, bedeutende Verheerungen unter den Schweinen an. Nach der jüngsten Zählung vom 10. Januar 1873 betrug die Zahl der Schweine 7094 Stück und zwar 18 Eber, 146 Mutterschweine, 4243 Mastschweine und 2687 Läufer und Milchschweine.

Die Ziegenzucht ist kaum nennenswerth; es werden Ziegen nur von ärmeren Leuten gehalten, bei denen es zu einer Kuh nicht reicht. Auch Schäfer und Gemeindehirten halten solche in einzelnen Gemeinden, lassen sie mit den Schafen weiden und melken sie vor dem Aus- und nach dem Eintrieb. In manchen Rindvieh- und noch öfters in Pferdestallungen trifft man einen schwarzen Ziegenbock aufgestellt, sei es aus Aberglauben oder weil man durch den Bocksgeruch schädliche Dünste vertreiben zu können glaubt. Die vorhandenen Ziegen betrugen nach der jüngsten Viehzählung 842 Stück. Nur in den Gemeinden Weikersheim, Creglingen, Mergentheim und Wachbach ist die Ziegenhaltung von einiger Bedeutung und schwankt in denselben zwischen 70 und 100 Stück. In den Orten Adolzhausen, Finsterlohr, Harthausen, Herbsthausen, Honsbronn, Neuseß, Rengershausen, Roth und Schmerbach werden gar keine gehalten. Besondere Krankheiten kennen wir nicht; dagegen herrscht im Bezirk die Sage, die Gais sei so empfindlich, daß, wenn Jemand mit gewichsten Schuhen in den Stall gehe, dieselbe vor Ärger krepire.

Bienenzucht wird im ganzen Bezirk nicht in einem einzigen Fall als selbständiges Gewerbe getrieben, sondern nur als Nebengeschäft und als Liebhaberei. Zur Zucht werden die gewöhnlichen Bienen benützt, ausnahmsweise werden aber auch italienische Bienen in neuerer Zeit eingeführt durch Schulinspektor Peccoroni in Bernsfelden. Vorherrschend ist die altherkömmliche Korbbienenzucht mit unbeweglichem Bau; aber auch die Dzierzon’sche Methode hat an vielen Orten Eingang gefunden, ohne sich, einzelne Bienenzüchter ausgenommen, weit zu verbreiten. Mit letzterer Methode beschäftigen sich in hervorragender Weise Pfarrer Riegel von Laudenbach, Schulinspektor Peccoroni in Bernsfelden, Lehrer

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0226.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)