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werden von den Besitzern ein- und an leichtere Arbeiten gewöhnt, in der Regel ein Jahr lang benützt und dann an die mittleren Landwirthe oder Viehhändler verkauft.

Künstliche Dünger werden, seitdem die Getreidepreise so niedrig stehen, wenig mehr angewendet, während in früheren Jahren solches reichlich geschah. Hauptsächlich wird Stallmist, Pferch und Gips verwendet. Im Winter bei sonst ruhender Arbeit werden Felder und Wiesen vielseitig durch Überfahren mit Erde verbessert und Weinberge durch Erdetragen nutzbringender gemacht.

Der Preis der Güter wird weniger bestimmt durch die Güte und Ertragsfähigkeit derselben, als durch die Bevölkerungsverhältnisse, durch die Art des Verkaufes und durch die Vertheilung des Grund und Bodens. Nach einer andern Mittheilung findet Gütervertheilung in Berg und Thal nur ganz ausnahmsweise statt.[ER 1] Es ist nemlich seit alter Zeit in den Thalgemeinden herkömmlich, daß der Grundbesitz unter die Kinder gleichmäßig getheilt wird, während in den übrigen auf den Höhen gelegenen Gemeinden die Eltern einem ihrer Kinder das ganze Gut zu billigem Anschlag unter Vorbehalt eines Leibgedings käuflich übergeben und dadurch regelmäßig die übrigen Kinder verkürzen. Die Ertragsfähigkeit wird hauptsächlich durch den auf die Güter verwendeten Fleiß bestimmt. Weniger Aufmerksamkeit haben in dieser Beziehung die ausgezeichneten Lößböden der öfters genannten drei Markungen nothwendig, sehr dankbar sind auch unsere Muschelkalkböden in verschiedenen Gliedern für einen aufmerksamen Bau und einen regelmäßig und öfters, wenn auch nicht in großer Menge, gegebenen Dünger; diese Böden liefern dann schwere, beliebte Körner und besonders auch gutes aromatisches Futter. Dagegen beanspruchen unsere Lettenkohlenböden bezüglich des Baues und der Düngung große Aufmerksamkeit. Die Muschelkalkböden liefern durchschnittlich bessere Erträge in feuchteren, die Lettenkohleböden dagegen bessere in mehr trockenen Jahrgängen, besonders lieben letztere keine zu feuchten Frühjahre, hauptsächlich in der Bestellungsperiode. Die Lößböden können so ziemlich alles vertragen.

Über die gegenwärtigen Kaufswerthe und die durchschnittlichen Erträgnisse sowie über das übliche Saatquantum und über die verschiedenen Klassen der einzelnen Kulturarten und endlich über die Bodenarten der einzelnen Markungen gibt die Tabelle S. 196–199 näheren Aufschluß.

Errata

  1. S. 194 Z. 14 ff. Siehe Berichtigungen und Ergänzungen, Seite 835.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0194.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)