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In dem fruchtbaren Tauberthal mit seinen Seitenthälern ist die Bewirthschaftungsart eine andere als auf den verschiedenen Hochebenen.

Diese Verschiedenartigkeit aber hat ihren Grund in dem ziemlich ausgedehnten Weinbau, theilweise auch Hopfenbau und der bergigen und zum Theil sehr abgedachten Lage dieser Markungen sowie in der Vertheilung des Grund und Bodens. Des Weinbaus wegen ist ziemlich viel Dünger nothwendig und spielt deshalb der Futterbau eine bedeutende Rolle. Wenn auch die Wiesen nicht mangeln, so sind solche doch nicht in so reichem Maße vorhanden, daß es nicht nothwendig wäre, mit dem Anbau von Luzerne, Esparsette, deutschem Klee, Mengfutter und in neuerer Zeit hauptsächlich Pferdezahnmais nachzuhelfen.

Die Erträgnisse der Wiesen in den genannten Thälern sind nicht besonders verläßlich, da auf den angeschwemmten kiesigen Thalböden das Öhmd in trockenen Sommern sehr zweifelhafte Erträgnisse liefert. Es ist deßhalb auch begründet, den Schwerpunkt auf die oben aufgezählten Futterkräuter, sowie auf Angersen, (hier Rangeres genannt) und auf Stoppelrüben (nach Winterfrucht) zu legen. Daß unter diesen Verhältnissen weniger Getreide gebaut werden kann und daß es dann in Folge dessen an Stroh mangelt, ist selbstverständlich. Diesem Mangel wird aber regelmäßig durch Zukauf von Stoppeln abgeholfen und hiezu bietet sich schon seit unvordenklichen Zeiten die beste Gelegenheit in den Orten des benachbarten bayerischen auf der Hochebene gelegenen Ochsenfurter Gäues. Hiezu zählen wir auch die Orte Bernsfelden und Simmringen aus unserem Oberamtsbezirk. Es ist dort Sitte, daß das Wintergetreide nicht gemäht, sondern mit der Sichel 11/2–2’ hoch am Boden abgeschnitten wird und dann werden die Stoppeln morgenweise an die Tauberthäler verkauft.

Diese werden von den Käufern theils abgemäht, theils ausgerecht und bilden ein höchst beliebtes Streumaterial, das einen vorzüglichen Dünger liefert. Im Spätsommer kann man ganzen Karawanen meist mit Kühen bespannter Wagen begegnen, die mit dieser nothwendigen, beliebten Waare dem Tauberthale zuwandern.

Die Bewirthschaftungsart in den weinbautreibenden Gemeinden ist in der Regel eine sehr beschwerliche. Die Ortschaften liegen ausnahmslos in den Thälern, die Wiesen mit Baumgärten

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0189.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)