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Zwiegespräch heißt’s statt ja! „sou is“ – so ist’s! Beim Empfangen eines Trinkgelds heißts, wenn auch die Hand zum Empfang schon geöffnet ist, „s brâucht se’s net!“ Im Wirthshaus bieten die anwesenden Gäste dem eintretenden ihre Gläser mit den Worten: „i bring’ dir’s zu“. Kommen Bekannte zu häuslichem Besuch zu einander, so heißt beim Reichen des Trunkes und beim gegenseitigen Trinken aus einem und demselben Glas der Wechselgruß: „i sech’ di“, die Antwort „’s freut mi“ und beim Hinüberreichen des Glases: „i ho di g’secha“ und die Antwort: „’s hot mi g’fraet“ d. h. ich sehe dich – es freut mich und ich habe dich gesehen – es hat mich gefreut.


Sonstige Redensarten.

Wenn es schneit, sagt man: die Müller und Bäckerbuben schlagen einander. Birl. I, 198. Wenn man rückwärts lauft, heißt es, man laufe dem Teufel ins Bett. Birl. I, 277. Wenn jemand von einem Tauf- oder Hochzeitschmaus oder sonstigem Gelage spät d. h. vielleicht Morgens um 2 oder 3 Uhr endlich heim will, so sagen die Gastfreunde: „’s langt se’s no“! Wenn einer recht verschuldet und dem Gante nahe ist, so heißts von ihm: „er begehrt net z’zohla.“ Wenn er auf seine Gesundheit hineinhaust und jung etwa an der Schwindsucht stirbt, so heißt’s euphemistisch: „er hot net g’folcht“. „Dem hob i ’s Maul rog’schloge“ d. h. zum Schweigen gebracht. „Dem bin i über’s Maul g’fohre“ d. h. dem hab ich etwas verwiesen. „Wer im Frühling net zawelt (= zappelt, sich regt), im Sommer net gawelt (= gabelt) und im Herbst net früh ufsteht, soll sehn, wie’s im Winter geht.“ „Wenn die Baure ausreute alle Büschle und Hecke, so will nex me parte (oder batte) und glecke.“ „A Bisle regt a Äderle“, d. h. eine kleine Gabe erfreut. „Wer sich Beichels (Beil) annimmt, der muß damit gehackt haben“ d. h. will jemand gegen ausgesprochenen Verdacht protestiren, so ist er als Thäter zu betrachten. „Do is ka Hinta und ka Vorra“ d. h. kein rechter Anfang und kein rechtes Ende – kein richtiger Geschäftsverlauf. „Tåchenåcht (Tag und Nacht) währt ewig“ sagt man zu und von Leuten, die nicht Feierabend machen wollen. „Das dauert ewig und sanlätti“ d. h. all seine Lebenstage. „Der sagt net gig und net gag“ d. h. gibt keine Auskunft. „Dês is a anders Kora, hat der säll Bauer g’sagt und hat in en Mäusdreck bissa“, d. h. der hat sich gewaltig getäuscht. „Der redt nit hinterschi und nit vörschi!“ d. h. er gibt

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0172.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)