Seite:OberamtMergentheim0145.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

„i“, so Eïl, Eïfen, Veïgel statt Öl, Öfen, Vögel, während der Gaufranke das „ö“ sehr prononcirt tönen läßt.


7. u und ü.

„U“ lautet als „u“ hauptsächlich in kurzen Silben, also Luft, Lust, Pfund, rund, gesund, unter, munter, Brust, Buckel, Kuchel statt Kugel, Frucht, dagegen, wenn der Halbvokal „i“ nicht eingeschoben wird, „Forcht“ statt Furcht, wie überhaupt das „u“ in „o“ abgeschwächt wird vor „r“ in kurzen Silben: „Borsch“, „Worscht“, „Dorscht“, „Dorn“ statt Bursch, Wurst, Durst, Thurm, „horti“ statt hurtig, „Borch“ statt Burg; auch vor „pf“ findet dies statt, so in „ropfen“, „zopfen“, „lopfen“ statt rupfen, zupfen, lupfen, „donə“ statt thun, in Archshofen „dannə“, wo also das „u“ in „a“ umlautet. Übrigens wird, und zwar besonders auf dem Lande, das u in kurzen Silben und vor dem „r“ gedehnt ausgesprochen, so in Lûft, Lûscht, Pfûnd, g’sûnd, Fûricht, Bûrsch, Wûrscht etc. Vielfach klingt in langen Silben auch der Halbvokal ə nach, so in Huət, Ruəthe, Buəch, Muəth, Bluət, Muəder, Bruəder, Fuəß, Buə für Hut, Ruthe, Buch, Muth, Blut, Mutter, Bruder, Fuß, Bube.

In „i“ lautet das „u“ um in „Gilde“ statt Gulden, „Henschich“ statt Handschuhe, „Hind“ statt Hunde, aber auch Hûnd, „z’interst“ statt zu unterst, „d’r innerst“ statt der unterste, „g’mißt, g’wißt“ statt gemußt, gewußt, „schildi“ statt schuldig, „hifen“ statt hufen, ebenso auch in der Endsilbe „ung“ „Handling“, „G’sinning“, „Quitting“, d’Öfting für „das oft etwas thun“ und also statt Häufigkeit. Abgeschwächt wird es in den Halbvokal „ə“ in „Armədei“, „barwəß“ statt Armuthei, barfuß.

Ganz verschwindet es in der Vorsilbe „zu“, so in z’samme, z’letzt, z’rück.

Im Gäu wird das „u“ zum Umlaut „ü“ in „worüm?“ und „dorüm?“ statt worum, darum, in Althausen lautets „drüm“.

ü lautet in kurzen und langen Silben wie „i“, so in „Kiw’l“, „Iw’l“, „Dir“ statt Kübel, Übel, Thüre.

Vor „r“ lautet es in kurzen und langen Silben wie „ä“ „Färst, Bärcher, Närnberg, därr, grän“ statt Fürst, Bürger, Nürnberg, grün, dürr, färchte statt fürchten, Schärz statt Schürzen, Wärscht statt Würste. Manchmal wird „ü“ wie „u“ ausgesprochen, so in „schlupfen“ statt schlüpfen, „gruw’la“ statt grübeln, „Luga“ statt Lüge.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0145.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)