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Im Gäu wird das ä immer a, so Kas, Sage, Glaser statt Käs, Säge, Gläser, die Hasin statt die Häsin, „i gah in die Stall“ statt ich gehe in die Ställe, „quale nie ein Thier zum Scharz; denn es fühlt wie du de’ Schmarz“, der Hacher statt der Häher, Jager statt Jäger, Mahder, Wachter statt Mähder, Wächter.

4. i und ie.

Das i behält seinen reinen Laut in kurzen Silben Tisch, Gift, Wind, Ring, still etc.

Vor „r“ aber lautet es um in „ä“ Härsch, Wärth, Kärch, Schärm, G’schärr statt Hirsch, Wirth, Kirche, Schirm, Geschirr.

Wird dagegen das kurze „i“ gedehnt, so lautet es auch vor „r“ als „ï“ z. B. Bïrn, Hïrn, Stïrn statt Birn, Hirn, Stirn.

Das lange „i“ oder „ie“ lautet vor „r“ stets wie „ï“ so in Bier, hier, schier, schief, Schiefer, Schiene etc.

Oft werden aber auch die Wörter mit kurzem „i“ gedehnt gesprochen so Stîch, Gîft, Lîcht statt Stich, Gift, Licht, Bîwel aber auch Biwel statt Bibel, Fîchte statt Fichte.

Kind wird gedehnt Kïnd, wenn Einzahl damit gemeint ist, „ma Kïnd“ statt mein Kind, kurz dagegen in der Mehrzahl ma Kind statt meine Kinder.

In Wörtern mit „ie“ wird der I-Laut noch mehr gedehnt, so daß das Dehnungs-„e“ sich in den Halbvokal ,ə“ ausdehnt Liəb, Diəb, Diəne, Briəf, Viəh etc. statt Lieb, Dieb, Dienen, Brief, Vieh etc.

Kurz wird das „ie“ ausgesprochen in Stiffl statt Stiefel, Richel, zurichle, Gerissel, siwa, siwazich statt Riegel, zuriegeln, Geriesel, sieben, siebenzig.

Das ie wird manchmal auch nasal wie in hienzu statt hiezu.

i wird als Hilfsvokal gerne eingeschoben zwischen zwei Konsonanten, wenn der zweite ein Gaumenlaut ist, so bei Milich, Mädichen, Tischichen, Kalich, Werich, Furicht statt Milch, Mädchen, Tischchen, Kalk, Werk, Furcht.

In „a“ verwandelt sich das i in sind, wir sanne gwêsa statt wir sind gewesen; in „ä“ bei sätzen statt sitzen; in „u“ bei Fusch, kutzeln statt Fisch, kitzeln; in „ai“[ER 1] bei gait, gaist statt gibt, gibst, in lait statt liegt.

Errata

  1. S. 142 Z. 2 von unten lies ai statt ä. Siehe Berichtigungen und Ergänzungen, Seite 835.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0142.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)