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schloß das Loch mit einem Zapfen. Nun mußte der Geist im Hause bleiben und dem treulosen Bauern die Ruhe rauben, so lange der Stein im Hause war. Ein schwarzer, böser Hund gieng durch das Haus und oft auch durch die ganze Straße, wo er die Nachtwächter auf ihrem Gange gerne verfolgte, so lange das Haus in Sicht war. (Schr.)

In der Nähe des Judenbegräbnisses von Weikersheim längs der Markungsgrenze zwischen Honsbronn und Weikersheim wird nächtlicherweile bald ein schwarzer Pudel auf- und abrennend, bald ein Fräulein schlanken Wuchses („um die Taille so dünn wie ein Ofenrohr“) mit einem schief sitzenden Hütlein auf dem Kopf und mit einer Ruthe oder Reitgerte in der Hand und mit derselben im Hin- und Hergehen in regelmäßigem Wechsel das einemal nach oben und das anderemal nach unten hin herum fuchtelnd, gesehen. (Mündl.)


8. Das geisterhafte Kalb in Mergentheim.

Zur Zeit, wenn es brennen oder eine Hungersnoth oder Pest geben soll, durchzieht seit Altersher ein feuerroth Kalb die sogenannte Ochsengasse in Mergentheim mit furchtbarem Gebrülle. Man will es früher in Mergentheim öfters gesehen und gehört haben. B. I, 170.

Freilich die gegenwärtige Generation verhält sich ganz ungläubig gegen diese Sage; denn vor den letzten Bränden ließ sich das Kalb weder blicken noch hören.


9. Geister, Kobolde, feurige Männer.

Zwischen Nassau und Schäftersheim, wo der Fußweg über die Wiese die Böschung hinauf steil auf die Straße führt, begegnet der von Weikersheim oder Schäftersheim heimkehrende Biedermann häufig einem gefährlichen Geist, der ihm den Weg sperrt und ihn die Böschung herauf auf die Straße nicht will kommen lassen. Meist wirft er ihn wieder die Böschung hinab, ja oft ist er erst zufrieden, wenn er ihn gar in den Bach geworfen hat. Der gefährliche Weg ist jetzt verboten. (Schr.)


10. Der Stützensch..... bei Edelfingen.

In Edelfingen weiß man von einem Kobold „Stützensch..... genannt, weil er das Trinkwasser in den Stützen (hölzernen, innen ausgepichten Trinkgefässen), auch den Most in den Butten verunreinigt.

Wenn man von der Tauberbrücke zwischen dem Ort und dem Bahnhof gegen die linke mit Wald bewachsene Thalwand ruft „Stützensch....., so kommt er, setzt sich dem Rufer auf den Rücken und zwingt denselben, ihn bis ins Dorf zu tragen, wo der Träger sich plötzlich wieder lastfrei fühlt. (Mündl.)


11. Feurige Männer.

Am Romberg auf der Höhe (Westen) und im Spießle (Osten) bei Nassau sieht man zwei feurige Männer, die sich hieher und dorthin bewegen, zusammen gehen und sich wieder trennen, oft auch gegen einander fechten. Wer ihnen nachgeht, wird irre geführt. (Schr.)

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0127.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)