Seite:OberamtMergentheim0124.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wurde, so dauert dann die Festlichkeit meist bei Gesang und Tanz wieder ein paar Tage, wobei reichlich aufgetragen, oder auch an Nachbarn und Arme reichlich ausgetheilt wird.

Bei Todesfällen gehen hinter dem Sarge zunächst die männlichen leidtragenden Anverwandten, welchen dann die die Leiche begleitenden Mannspersonen überhaupt folgen; in gleicher Anordnung kommt dann das weibliche Geschlecht. Nach der Leiche ist der sog. Leichentrunk, der bei den Wohlhabenden gerne größere Dimensionen annimmt und wobei außer den geladenen Verwandten die Nachbarn ebenso gerne, wie dies in anderer Beziehung schon angeführt, kräftig aushelfen, d. h. meist weinselig und mit einem ordentlichen Bündel „Leichenwecken“ versehen, spät das Trauerhaus verlassen.

Die Volkstracht ist, wie dies meist anderwärts auch der Fall, immer mehr in Abnahme gekommen.

Reiche einzelne Beiträge zur Charakteristik der Einwohner des Bezirks, besonders ihrer Lebensweise und ihrer Sitten, wird unten der Abschnitt: Mundart, II. Wortschatz bringen.



Volkssagen.[1] Von den bekannten Volkssagensammlern Ernst Meier (Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben 1852) und A. Birlinger (Volksthümliches aus Schwaben, 2 Bde., 1861 f. und Aus Schwaben, 2 Bde., 1874) hat nur der erstere unser Frankenland und den Bezirk Mergentheim ein wenig gestreift, und auch der Franke und Bezirksangehörige † Ottmar Schönhuth weiß in seinen 5 Bänden, „Burgen, Klöster, Kirchen Württembergs mit ihren Geschichten, Sagen und Mährchen“ nur wenig aus unserm Bezirke zu melden.

Die aus Birlinger entlehnten Sagen sind in der nachfolgenden Zusammenstellung mit B, die aus Schönhuth genommenen mit Sch. bezeichnet. Die übrigen sind mir theils mündlich, theils schriftlich von Bezirksangehörigen, namentlich von den Herrn Pfarrer Hartmann in Nassau und Schullehrer Ebert in Münster mitgetheilt worden, und tragen jene die Bezeichnung Mündl., diese Schr.


  1. Von Pfarrer Speier in Elpersheim.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0124.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)