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1. Ich bin halt ein fröhlicher Bauer auf dem Lande
     Und ich schaffe die Arbeit mit eigener Hande,
     Und von meinem Fleiß kommt ja her die Speis,
     Sie ernährt die Jungen sammt dem alten Greis.
 Und ich bin halt ein fröhlicher Bauer
 auf dem Lande.

2. Meine Frau und meine Kinder, die stehn mir zur Seiten,
     Sie thun mir bisweilen die Zeiten vertreiben.
     Bruder Musikus, schöner Mädchen Kuß,
     Unsere Lustbarkeit bringt uns kein Verdruß.
 Und ich bin halt etc.

3. Warum ist der Bauer vom Städter verachtet?
     Dieweil er das Saatkorn des Bauern nicht achtet
     Und von seim Fleiß kommt ja her die Speis,
     Sie ernährt die Jungen sammt dem alten Greis.
 Und ich bin halt etc.

4. Sind müd von der Arbeit und matt meine Glieder,
     So schmeckt mir die Ruhe und ich lege mich nieder,
     Und so hör ich doch was die Wachtel spricht
     Und du hätt’st mich gern und du kriegst mich nicht.
 Und ich bin halt etc.

5. Kommen auch aus der Stadt feine Herren gelaufen
     Und sagen, ich solle vom Juden nichts kaufen:
     Was der Schmule spricht, wie er dreht sein Gsicht,
     Einen fränkischen Bauer, den betrügt er nicht![1]
 Und ich bin halt etc.

Bei den Hochzeiten der Wohlhabenden geht es immer noch meist ziemlich hoch her. Zwei oder drei Tage vor der Hochzeit schon ist der „Einzug“ in das künftige Haus der jungen Leute mit dem stattlich aufgeputzten Brautwagen, der die Möbel und Hausrath der Braut bringt, vorn hoch oben sitzen die „Schmellerinnen“, d. h. Brautjungfern, mit einem Spinnrocken, hinten auf dem Wagen ist die Wiege; das Brautpaar fährt in bekränzter Chaise voraus oder hintennach, und wie schon der „Heiratstag“ d. h. der Verlobungstag – von welchem an die eheliche Verbindung als legal gilt – mit einem flotten Schmaus gefeiert


  1. Dieser letzte Vers ist von einem verstorbenen hochgestellten Herrn, der fränkisches Wesen und Sitte geschätzt und verstanden, auch dieses Lied als einen gelungenen Ausdruck derselben gerne mit gesungen hat, von weil. Staatsminister von Scheurlen, mehrjährigem Oberamtsrichter in Mergentheim.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0123.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)