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etc. Von Steinkrankheit sind dem Verfasser dieses in Summa drei Fälle bekannt.

Von den acuten Krankheiten sind häufiger: die schon angeführten gastrischen Fieber, besonders aber Entzündungen der Respirationsorgane: des Halses, der Lungen, des Brustfells, auch des Herzbeutels; Bauchfellentzündungen, hitziges Gliederweh werden auch oft beobachtet, und Hirnentzündung bei Kindern.

Unter den chronischen Krankheiten sind das Lungenemphysem, organische Herzfehler, Leberaffectionen vorherrschend, besonders häufig die schlimmeren Magenleiden (Verhärtungen).

Unterleibsbrüche und Vorfälle sind häufig durch schweres Arbeiten und Tragen von Lasten; Kropf, soweit er vorkommt, entsteht zum größern Theil auch aus dieser Ursache. Schlaganfälle nicht häufiger als anderswo. Hautkrankheiten selten.

Geisteskrankheiten sind nicht häufig (0,68 auf 1000 Einwohner); aus dem Bezirk sind zur Zeit in den einzelnen Anstalten des Landes untergebracht 4 Idioten, 19 Geisteskranke.

Sinn für Reinlichkeit und den Werth der Ventilation der Wohnungen dürfte immer noch viel mehr sich einstellen! –



Soll auch über den Charakter des Volks etwas gesagt werden, so ist daran zu erinnern, daß die Einwohner des Bezirks Mergentheim im Allgemeinen dem fränkischen, genauer dem ostfränkischen Stamm angehören; der Versuch einer Schilderung derselben wird sich daher am besten auf eine Zusammenfassung von alten und neuen Stimmen über den fränkischen Stammescharakter überhaupt stützen.

Was man heute noch Franken nennt, ist so wenig wie die heutigen „Schwaben“ ein einziger, durch allen Wechsel rein erhaltener Stamm. Franken war ein blos politischer Name, welchen verschiedene, zum Theil mächtige Völkerschaften führten. Aber während die Mehrzahl derselben bei veränderten Verhältnissen die Benennung wieder fallen ließen, hat sich diese bis auf unsere Tage erhalten für die verschiedenen, früher theilweise zu den Thüringern gehörigen Stämme, deren Länderbezirk von 1500 bis 1806 den fränkischen Kreis des heiligen römischen Reichs ausmachte (Schmeller, Bayer. Wörterbuch. 2. A. 1, 823).

Den Namen der Franken hat man schon in alter Zeit mit frech und frei in Verbindung gebracht (Schmeller a. a. O.) und noch Jakob Grimm erklärt dies im Wörterbuch (4, 157) für das Natürlichste, so daß „Franken die Selbständigen, Unabhängigen wären“. Schmeller citirt allerlei Tadel- und Spottreden über die Franken, wie solche in alter und theilweise auch in neuerer Zeit unter den deutschen Stämmen allgemein üblich waren, unter Anderem:

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0116.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)