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nöthig, da der Untergrund in der Regel den tiefer wurzelnden Pflanzen seiner mechanischen Beschaffenheit wegen doch gestattet, sich die Nahrung aus dem Untergrunde zu holen. Da, wo es der vielen Steine und der Steinunterlagen wegen an Boden in der Krume mangelt, wird solche durch das Ackern von 4–6furchigen Beeten (Bifänge) künstlich hergestellt. Auf diesen Böden gedeiht selten der rein gesäte Roggen, sondern Roggen und Dinkel gemengt, Waizen, Gerste, Linsen und Kartoffeln. Dieser leichte Boden verlangt nicht gerade reiche Düngungen; dagegen ist er dankbar für verrotteten Mist, der ihm wo möglich jedes Jahr in kleinen Mengen gegeben wird.

Verfolgen wir nun die Hochebene weiter, so können wir auf einem und demselben Grundstücke nicht nur den Übergang, sondern sogar schon den eigentlichen Boden der Lettenkohle finden, in welchem sich nicht selten eckige Bruchstücke des Lettenkohlensandsteins zeigen. Dieser Boden wird nach den lokalen bäuerlichen Begriffen nicht ohne Berechtigung als das „kalte weiße Feld“ bezeichnet. Häufige Nässe, mehr Thon- als Kalkgehalt, verbürgen diese Eigenschaften, obschon der Boden durch reichliche Beimischung von schlemmigem Sand sich nicht gerade schwer bearbeiten läßt, wenn er mit Pflug und Egge in der richtigen Zeit angegriffen wird. Das Bildungsmittel dieses sog. weißen Feldes, der Lettenkohlensandstein, findet sich in ziemlich mächtigen Lagern, wie dieses die Steinbrüche von Pfitzingen, Freudenbach und Erdbach zeigen. Es ist ein bald lichtgrauer, bald ins gelbliche und grünliche spielender, theils härterer, theils weicherer, der Verwitterung leicht zugänglicher feinkörniger Sandstein. Die eigentliche Kohle der Lettenkohlenformation hat sich nur unweit Herbsthausen vorgefunden. In Normaljahren ist dieser Boden bei richtiger Behandlung, wozu namentlich eine gründliche Drainage zu rechnen ist, recht ertragreich, besonders bei starker, nachhaltiger Düngung. Es gedeihen hier besonders gern Roggen und Reps. In abnormen Jahren dagegen hat es seine Schwierigkeiten in Ertrag und Bau. Ist der Jahrgang feucht, so muß man zur Zeit der Bestellung vorsichtig sein; wird dieser Boden in nassem Zustande unter den Pflug genommen, so schließt er sich, die Frucht hat kein Gedeihen und wird vom Unkraut überwuchert. In trockener Zeit dagegen brockt sich der Boden, bekommt Sprünge und ist ein zu einem Klotz zusammengetrockneter Klumpen, auf welchem dann die Pflanzen verkümmern. Daß er durch Nässe und Trockenheit leidet, ist längst erkannt; gegen

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0047.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)