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Auftreten der festen Kalkbänke des Hauptmuschelkalkes, auf welchen die Schloßruine Neuhaus steht und der die höchsten Kuppen der Berge rings um Mergentheim bildet, wird der Hang der Berge wieder steil. Wo nicht, wie an den südlich gelegenen Gehängen des Thales, der Weinbau von unten bis oben reicht, da findet man auf dem Wellenkalk nur Waiden, oder es werden Hackfrüchte gepflanzt; auf dem Anhydritgebirge dagegen geht der Pflug. So weit der Hauptmuschelkalk an dem Abhang herunter geht, reichen auch die riesigen Steinwälle herab, welche bei einer Wanderung durch das Vorbach- oder Tauberthal so sehr in’s Auge fallen. Die Brockelfelsen des Hauptmuschelkalkes übersäen den steilen Hang mit Steinen, welche der Landmann an den Grenzen seines Eigenthums zu hohen fortlaufenden Wällen zusammenträgt. Jedes Jahr liefern die hervortretenden Schichtenköpfe ein neues Kontingent, während die mergeligen Zwischenschichten verwittert fruchtbaren Boden geben, bis die Humusdecke so dick ist, um die steinige Unterlage vor der Einwirkung des Frostes und der Hacke zu schützen. Bei Mergentheim liegen die Steinwälle hoch über dem Thal, wandert man aber das Vorbach- oder das Tauberthal hinauf, so treten sie immer näher an die Thalsohle heran, die sie bei Niederstetten und bei Bieberehren erreichen.

Der beste Wein des Tauberthales wächst bei Markelsheim am südlichen Hange des Tauberberges auf den bituminösen Schichten des Wellenkalkes; den gleichen Schichten gehören die unteren Lagen von Elpersheim und Mergentheim an; der Weikersheimer Wein wächst auf Anhydritgebirge, der „Karlsberger“ und die Queckbronner Weine auf Hauptmuschelkalk.

An Bausteinen, Pflastersteinen und Straßenmaterial ist in dem Bezirk kein Mangel.

Die weißen Sandsteine, welche in der Gegend von Mergentheim als Thür- und Fensterstöcke und als rohe Platten verwendet werden, stammen aus den bunten Sandsteinbrüchen bei dem benachbarten Königshofen und bei Lauda.

Der Baustein, welcher bei Epplingen in der Anhydritgruppe gebrochen wird, findet sich in unserem Bezirke nicht.

Den ersten brauchbaren Stein, von unten nach oben genommen, liefern die Encrinitenbänke. Wo diese Schichten mächtig entwickelt sind, wie im Metzelsee bei Wachbach, da geben die 30–40 cm starken Bänke ganz gute Bausteine. Aus den krystallinischen Kalken unmittelbar über den Encrinitenbänken

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0016.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)