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nicht mehr auf den Höhen liegt; bei Rothenburg liegt die Tauber 120 m unter dem höchsten Punkt des angrenzenden Plateaus, ebenso bei Creglingen und Bieberehren, bei Weikersheim ist das Thal schon 147 m, bei Markelsheim und Mergentheim 175 m tief.

Soweit die Thäler des Bezirkes im Hauptmuschelkalk verlaufen, sind sie eng, die Seitenwände steil, vielfach von senkrechten Wänden gebildet. Mit dem Eintritt in die Anhydritgruppe ändert sich rasch der landschaftliche Charakter: das Thal wird weiter, die Thalsohle breiter, die weniger steilen Seitenwände sind meist bebaut, die festen Bänke des Muschelkalkes sind vielfach abgerutscht und die dadurch entstandenen Terrassen von der Kultur wieder benützt. So bei Rothenburg, wo mit der Stadt (an der Stegmühle) die Tauber in das Anhydritgebirge eintritt, oberhalb ist das Thal so eng, daß neben dem Fluß kaum die Straße Platz findet; ein Kilometer unterhalb der Stadt ist in der erweiterten Thalsohle schon Raum für das Ort Dettwang. Ebenso liegt Niederstetten am Vorbach, Münster am Herrgottsbach, Nassau am gleichnamigen Bach u. s. w., am Eintritt der Thäler in das Anhydritgebirge. Für diese Lage war aber auch die Rücksicht auf das Trinkwasser bestimmend, das gerade auf der Grenze zwischen Hauptmuschelkalk und Anhydritgebirge in reichster Fülle hervorbricht, während thalabwärts die Quellen, welche aus den Schichten des Anhydritgebirges kommen, meist bitter und ungenießbar sind, so daß Orte in dieser Lage (Creglingen, Dörtel u. s. w.) genöthigt waren, das Wasser aus den höheren Schichten des Hauptmuschelkalkes herzuleiten.

Wo im Tauberthal, wie zwischen Weikersheim und Mergentheim, der Wellenkalk, die Anhydritgruppe und der Hauptmuschelkalk, alle drei vertreten sind, da ist auch das landschaftliche Bild am reichsten und zeigt sich der Einfluß der so verschiedenen Beschaffenheit dieser Gebirgsglieder auf die Bildung der Oberfläche am deutlichsten. Stellt man sich vor einen der Berge im Tauberthal und betrachtet z. B. von dem Mergentheimer Schloßgarten aus den Berg, auf welchem die Ruine Neuhaus steht, so treten die einzelnen Gebirgsglieder in dem landschaftlichen Bilde deutlich hervor. Mit steiler Halde steigt der Wellenkalk aus der Thalsohle auf, darüber breitet sich in sanftgeneigter Fläche das Anhydritgebirge aus; der scharfe Rand dazwischen entspricht genau der geognostischen Grenze. Mit dem

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0015.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)