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jeder Theil hinsichtlich seiner Unterthanen unbestritten, nach Verträgen zwischen dem Orden und Oettingen von 1350 und 1370 hatte Oettingen die malefizische hohe Obrigkeit hinsichtlich der 4 hohen Fälle allein, sonst aber war eine gemeinschaftliche Obrigkeit und gemeinsame Dorfsherrschaft eingesetzt für alle effectus jurisdictionis territorialis et vogtiae; dem Orden allein stunden zu die Besetzung der Pfarrei, die Ernennung des Mesners und Schullehrers, die Abhör der Heiligenrechnungen, Verleihung der Heiligenlehen, Besetzung des Untergangs und Siebnergerichts mit 4 (Oettingen nur mit 3) Personen, 2 Erbtafernen mit besonderen Vorrechten, so daß die Aufführung des Tanzes an der Kirchweih von einer derselben aus geschehen mußte, dem Ordens-Amtsknecht die rechte Hand, die Ausrufung des Friedgebots gebührte. Doch fehlte es nicht an wiederholten Streitigkeiten (vergl. auch oben S. 644). – Die kommende-kapfenburgischen Unterthanen kamen schon im J. 1806 an Württemberg: die im Staatshandbuch von 1807/8 genannten 21 Seelen, die anderen erst durch den Staatsvertrag mit Bayern von 1810. 1

Von Einzelnheiten zur Geschichte des Ortes ist folgendes zu erwähnen. Weil sie der Kommende Oettingen arme Leute dahier durch Brand, Raub, Gefangennahme, Schatzung geschädigt hatten, wurden Triegel von Gemmingen zu Hornberg und Hintz Kuntz von Pfahlheim auf Klage des Komthurs von Oettingen Heinrich Rindsmaul den 17. März 1373 auf dem Landfrieden zu Nürnberg durch Ritter Friedrich von Seldeneck und die 10 mit ihm über den Landfrieden zu Franken und Bayern gesetzten zu je 1000 M. Silbers verurtheilt. – Im April 1632 blieben hier 25 schwedische Reiter über Nacht, welche von Augsburg nach Dinkelsbühl beordert waren, der wallersteinische Oberamtmann, Johann Kleinhans, ein Schwedenfeind, stiftete die Zipplinger auf, dieselben Nachts zu ermorden, was sie denn auch hinsichtlich von zehn ausführten, während die andern entkamen. Zur Rache wurde Zipplingen einige Tage nachher unter Führung eines Rittmeisters von einigen hundert schwedischen Reitern umzingelt und bis auf die auf dem Berg stehende Kirche niedergebrannt; jeder, welcher entfliehen wollte, wurde niedergeschossen und nur 2 Bauern kamen durch, der eine entgieng den Geschoßen, der andere blieb, getroffen, regungslos liegen, so daß er für todt gehalten wurde. – Auch nach seiner Wiederaufbauung hatte der Ort noch öfters schweres Brandunglück: den 19. Sept. 1677 brannten durch Unvorsichtigkeit beim

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 825. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_825.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)