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lehenspflichtiger Höfe genannt. (Über Besitz der Familie von Pfahlheim s. Unter-Schneidheim).

Sonst ist zur Geschichte des Ortes noch zu bemerken: Streitigkeiten betreffend Weide und Viehtrieb zwischen Nordhausen und dem Harthäuser Hofbesitzer wurden im Jahr 1347 und am 27. Januar 1541, zwischen Nordhausen und Oberschneidheim den 12. Oktober 1620 verglichen. – Den 30. November 1594 setzte die Gemeinde eine Hirtenordnung fest. – Im 30jährigen Krieg wurde der Ort mehr als halb abgebrannt, weßhalb die Einwohner zum Theil nach Schneidheim zogen und auch der Gottesdienst infolge Beschädigung der Nordhauser Kirche in Schneidheim abgehalten wurde. – Zwischen dem Deutschorden und Oettingen gab es mancherlei Streitigkeiten, namentlich wegen des Trauergeläutes. Als ein solches von Seite des Ordens nach Ableben des Deutschmeisters Klemens August im Jahr 1761 angeordnet und vollzogen wurde, ließen die Oettinger einen gewaltsamen Einfall machen und des Ordens Bürgermeister und den Schulmeister bei 12 Tagen nach Oettingen in Arrest legen; die Händel des Jahrs 1765 sind bereits S. 320 dargestellt; im Jahr 1766 setzte Oettingen, welches seine Bürger bei Tag und Nacht die Kirche bewachen ließ, das Trauergeläute durch, nachdem es sich der Kirche mit Gewalt bemächtigt hatte. – Am 9. Dezember 1805 ergriff Württemberg unter Anschlagung der Wappen am Pfarrhaus und Zehntstadel Besitz vom Ort, am 27. d. M. nahm Bayern diese Wappen weg und heftete die seinigen dafür an. Es blieb auch im Besitz, bis am 6. November 1810 die förmliche Übergabe und am 12. d. M. die Huldigung für Württemberg zu Bopfingen erfolgte. – In den Jahren 1820 und 1825 wurde der Ort durch Brandunglück schwer heimgesucht. – Eine auffallende Erscheinung ist, daß die Bevölkerung in den letzten 100 Jahren im Abnehmen begriffen ist; so belief sich z. B. die Zahl der Einwohner nach Röders Lexikon von 1801 (II. Sp. 299) auf 355, nach dem Staatshandbuch von 1854 auf 311, nach dem von 1881 auf 306.

In kirchengeschichtlicher Hinsicht bestätigte Graf Ludwig (VI.) von Oettingen gemäß dem seinem Hause bereits im J. 1287 zustehenden Besitz als Patronatsherr der hiesigen St. Veitskirche den 29. Sept. 1317 die Stiftung, welche der Pfarrrektor Gotwold dahier mit 3 Lehen und deren Jahresertrag von 36 Schill. Hllr. für den Mesner, ein ewiges Licht und eine Messe zu seinem Andenken gemacht hatte, allein am 2. Mai 1332 vergabte er aus Hochachtung für den Deutschorden und um seines Seelenheils willen mit Einwilligung seiner Söhne Graf Eberhards Propsts zu Ansbach und Graf Ludwigs (IX.) den Kirchensatz der Pfarrkirche mit aller Zugehör an den Landkomthur von Franken Heinrich von Zipplingen, worauf der seitherige Pfarrrektor Siefried den 12. März 1333 zu Gunsten des Komthurs Herbrand von Schmähingen und des Konvents zu Ellingen auf die Pfarrei verzichtete. – Ein Pfarrer Wernher wird im J. 1343, Hans Beck (Becker) in den Jahren 1477, 1490, eine Frühmesse 1429

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 646. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_646.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)