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1470 Richter zu Gmünd. (Vgl. OA.Beschr. Gmünd 241. 363. 396. 455. 456. Aalen 255. 308.)

Von Einzelheiten zur Geschichte der Stadt ist zu erwähnen: Ein hiesiger Hof war bereits im Anfang des 15. Jahrhunderts Lehen von Ellwangen, es wurden im Verlaufe der Zeit einige Theile von ihm losgetrennt, und so befand sich z. B. die hiesige St. Barbara-Frühmesse im J. 1426 im Lehensbesitze eines dereinst zu ihm gehörigen Gartens. Einer neuen Mühle dahier wird 1464, einer oberen bei der Badstube gelegenen, sowie einer unteren Mühle 1485 gedacht, alle diese Anstalten waren Erblehen der Kommende Kapfenburg. – Streitigkeiten zwischen der Kommende und dem Markt L. wegen Viehtriebs, Fischens in der Jagst und Frondiensten wurden durch den Deutschordensmeister Dietrich von Cleen den 26. Juni 1516 verglichen. Ein Vieh- und Roßmarkt wurde im J. 1737 von dem Deutschmeister genehmigt, um dasselbe Jahr und später öfters kam vorübergehend ein Arzt in den Ort, 1802 wurde eine Apotheke errichtet. Im J. 1814 wurde auf dem Stettberg durch den hiesigen Kirchenpfleger Fürst ein Versuch gemacht Weinstöcke zu pflanzen, der zwar gelang, dem aber keine weitere Folge gegeben wurde.

Im 30jährigen Kriege fiel Lauchheim mit Kapfenburg im Jahr 1632 in die Hände der Schweden und in Ausführung von Zusagen Gustav Adolfs verlieh der Kanzler Axel Oxenstierna dem Grafen Georg Friedrich von Hohenlohe, Generalstatthalter des Schwäbischen Kreises, am 13. Mai 1633 mit der ganzen Kommende auch Lauchheim. Nach der Nördlinger Schlacht gieng dieser Besitz wieder verloren. War es schon damals nicht ohne schwere Schädigung, Plünderung, Kontribution und dergl. abgelaufen, so ergieng es im Jahr 1645 noch schlimmer. Am 9. August zündeten die Franzosen von dem Heere Enghiens auf dem Rückzug nach der Schlacht bei Allerheim den Ort an mehreren Stellen an, so daß derselbe bis auf einige wenige Häuser abbrannte, während die Einwohner zum Theil nach Gmünd geflohen waren, wo sie einige Wochen gut aufgenommen und verpflegt wurden.

Aus Lauchheim stammen:

Johann Setzer (Secerius), einer der bedeutendsten Buchdrucker der Reformationszeit, zu Hagenau, wahrscheinlich als Nachfolger Th. Anshelms, seit 1522 Verleger von Werken Luthers, Melanchthons, Bugenhagens, auch altgriechischer Schriftsteller, ein gelehrter und thätiger Mann, warmer Freund Luthers, in dessen Briefwechsel er öfters wiederkehrt, und Melanchthons (Röhrich, Mittheil. aus der evangelischen Kirche des Elsaßes 2, 453 ff.).

Joseph Sperl, geb. 1. Juni 1761, † 26. Juni 1837, Pfarrer an verschiedenen Orten, charakt. Kirchenrath, kirchlicher Dichter.

Johann Baptist Benz, geb. 17. Juni 1807, † 25. Juli 1880, zuerst Lehrer der deutschen Sprache am Kollegium zu Chalons sur Marne, dann nach längerem Studium der Kirchenmusik in Italien der neueren Sprachen und Musik am Kollegium Oscott, später Chordirektor und Organist an der Kathedrale in Birmingham, 1846 Seminar-Musiklehrer und Domorganist, zuletzt mit dem Titel Domkapellmeister zu Speier, anerkannter kirchlicher Komponist, so z. B. des kirchlichen Volkslieds „O Königin voll Herrlichkeit“ (S. den Nekrolog im „der christliche Pilger,“ kathol. Sonntagsblatt Speier 1880 S. 243, Palatina, Beibl. z. Pfälzer Zeitung 1881 S. 486 ff. 491 ff. 495 ff.)

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 611. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_611.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)