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Graben umher, an der Mauer steht noch ein kleinerer runder Thurm. Der Zugang von Osten her zur Stadt bietet so mit dem Thorthurm und der alten Mauer, davor die hohe Linde mit dem Kerkerkapellchen, ein echtes, tief ins Gemüth gehendes Bild. An der Stadtmauer waren seiner Zeit im Ganzen sechs Thürme mit Zwiebelkuppeln, was sehr malerisch wirkte.

Eine weitere 1822 neu erbaute Kapelle liegt auf dem Kalvarienberg eine halbe Viertelstunde nordöstlich der Stadt, zu dem schöne Linden hinaufführen. Die Barbarakapelle in der Stadt, noch gothisch mit Renaissanceeingang, 1814 von der Stiftungspflege erkauft, dient jetzt als Spritzenremise.

Das Schulhaus wurde nach dem großen Brand von 1645, wie es scheint, auf den Trümmern der abgebrannten Schranne erbaut; das israelitische Schulhaus, 1849 neu erbaut, enthält auch ein Frauenbad. Ein vorhandenes Rathhaus ward 1814 abgebrochen und seither nicht wieder erbaut. Noch sind zu erwähnen ein alter steinerner Stadel vom Jahr 1585 mit dem Deutschordenskreuz und der Inschrift: Jerg Uhl von Westerhoven 1585, dann einige hübsche Rokokohäuser mit Madonnen, ein Ziehbrunnen mit tüchtigem Holzbau darüber mit der Jahreszahl 1769. Das stattliche aus gelben Sandsteinen 1862–63 erbaute Bahnhofgebäude liegt 1 Kilometer südwestlich der Stadt auf mäßiger Anhöhe.

Gutes Trinkwasser liefern der Stadt 4 laufende Brunnen, von hölzernen Wasserleitungen gespeist, mehrere Pumpbrunnen und ein Ziehbrunnen. In den Parzellen sind theils Pump- theils Schöpfbrunnen. Die stärksten Quellen auf der Markung sind bei der Fuchsmühle und der Vollbrunnen nordöstlich der Stadt, der für einen der Ursprünge der Jagst gilt. Es besteht ein Feuersee südlich der Stadt, früher waren auf der Markung etwa 12 größere und 10 kleinere Fischteiche; jetzt besteht nur noch der Weiher bei der Banzenmühle. Die Jagst betritt, nördlich von Lippach kommend, die Markung, nimmt südlich fließend, links den Röttinger Bach und den Grombach, rechts den Wolfbach auf; bei der Stadt, wo sie sich westwärts wendet, fließt ihr von links der Rohr- oder Fuchsbach, von der Fuchsmühle her, weiter unten von rechts, von der Banzenmühle her, der Banzenbach zu. Die Steinbrüche sind nicht unbedeutend (s. S. 12). Dolomit und Sandsteine werden selbst in entferntere Orte des Bezirks verführt.

Die Vermögensverhältnisse sind nicht recht günstig, der größere Theil vermag gerade so viel, daß er sich leidlich durchbringt.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 604. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_604.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)