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theils aus Beiträgen. Er selbst ließ aus eigenen Mitteln den Chor sammt Hochaltar und manches andere wieder machen. In den Jahren 1708, 1713, 1724 und 1873 wurde der Thurm vom Blitz getroffen. Im Jahre 1776 wurden 4 neue Glocken angeschafft, gegossen von dem Dinkelsbühler Meister Arnoldt.

Die Kirche unterhält die Siftungspflege, das 1621 vom Komthur Johann Eustach von Westernach neu erbaute Pfarrhaus der Staat. Über dem Eingang steht 1778, im Innern ein Saal mit Deckengemälden, außen ein Giebel mit Rokokoaufsatz. An der Pfarrscheuer die Jahreszahl 1727. Der Friedhof liegt seit 1584 östlich der Stadt mit einer 1584 erbauten Kapelle zu unserer l. Frau. In den Friedhof führt ein großes steinernes Renaissanceportal mit der Jahreszahl 1619 und einem Relief: Christus am Kreuz mit Maria und Johannes. Das Innere der Friedhofkapelle, welche die Größe einer kleinen Kirche hat, ist schlicht gehalten, bemerkenswerth ist ein schöner alter Opferstock mit Schmiedeisenwerk. Außen an der Südwand aber sieht man eine in bester deutscher Renaissance gearbeitete Wappentafel mit der Inschrift: Anno domini 1584 ist diser Gotts Ackher Bey dem Erwürdigen und Edlen Herrn Joann von Höerdt Commenthur zu Kapffenburg, Teutschs Ordens zu bawen angefangen und hernach den 5 tag July anno 85 durch den Herrn Weihbischoven zu Augspurg geweiht worden.

Daneben eine ganz ähnlich gebildete Wappentafel mit der Unterschrift: Wolvert von Schwalbach Commenthur der Balley Franckhen, Commenthur zu Ellingen und Nürmberg, Teutsch Ordens. Beide Tafeln haben in Schwarz aufgemalt zwischen zwei W das Meisterzeichen des Baumeisters Wolfgang Waldenberger oder Waldberger von Nördlingen (s. auch o. S. 409 und Klemm, Württ. Vierteljahrshefte VIII S. 194). Zwischen Kirchhof und dem oberen Stadtthor steht unter prächtiger Linde eine hübsche Rokokokapelle mit Christus im Kerker. Auch eine Synagoge besteht (s. u.) in der Stadt.

Das untere Thor, ähnlich wie das obere, fiel nach dem Eisenbahnbau im J. 1862. Der noch stehende Thurm ist ein wirklicher Schmuck, malerisch in hohem Grad, breit, achteckig, mit Zwiebeldach und nach außen (Osten) bedeckt mit neun sehr zierlich gearbeiteten Wappen, darunter das der Stadt Lauchheim und verschiedene deutschordensche. Er trägt die Jahreszahl 1621. Rechts und links vom Thor läuft noch die Stadtmauer mit dem

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 603. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_603.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)