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Der Ort ist mit gutem, doch ziemlich kalkhaltigem Wasser durch 5 laufende und 50 Ziehbrunnen wohl versehen; auch die Markung ist reich an guten Quellen; die bedeutendsten sind der Badbrunnen, Helmlesbrunnen, Borgbrunnen, Buchenbrunnen, Weichselbrunnen. Über die Markung fließt die Jagst und in dieselbe die beiden Roth, die Rechenberger und die Schweighauser Roth oder der Glasbach, weiter unten beim Orte selbst verschiedene kleinere Bäche, an der Nordgrenze von links der Sulzbach, von rechts der Hörbühler Bach. Drei Wetten als Feuerseen sind in Jagstzell; dann bestehen der Renneckersee oder Mühlweiher, 1 Hektar 40 Ar groß, bei der Rennecker Sägmühle, ein Weiher in Dankoltsweiler und einer südlich davon bei der Sägmühle. Auf der Markung Jagstzell waren im Jahr 1669 10 Weiher. Die Haupterwerbsmittel sind Feldbau und Viehzucht; der Wiesenbau ist ausgedehnt, der Obstbau im Zunehmen. Von Gewerben nennen wir eine Bierbrauerei, 4 Mahlmühlen und 9 Sägmühlen. Die Eisenbahn mit Stationsgebäude durchschneidet den Ort.

Die Pfarrkirchenpflege hat ein Vermögen von 23.000 M., die Kapellenpflege Dankoltsweiler von 18.500 M.; dann besteht die Pfarrer Mantel’sche Stiftung mit 857 M. und die Schultheiß Rathgeb’sche mit 171 M. zur Unterstützung der Armen.

Im Walde Steinhaupt, nordöstlich vom Ort, sei ein Kloster gestanden.

Der Ort, früher auch Zell schlechthin, Frauenzell, Zell an der Jagst geheißen, verdankt seinen Ursprung ohne Zweifel einer von Kloster Ellwangen aus hier gegründeten weiblichen Klosterniederlassung. Auf sie ist es wohl zu beziehen, wenn Bischof Herold von Würzburg im J. 1170 die erst kürzlich erfolgte Gründung einer solchen „in der Zelle des h. Veit im Pfarrbezirk zu Stimpfach“ durch Abt Albert (I.) von Ellwangen, (1136–1173) erwähnt und mit derselben eben die Pfarrkirche zu Stimpfach unter der Bedingung vereinigt, daß der Propst dieses Klosters den Pfarrdienst zu leisten habe (Wirt. Urkb. 2, 157). Wie lange die Niederlassung als Frauenkloster bestanden habe, ist nicht bekannt, doch verblieb der hiesigen Propstei Ellwangens, bezw. ihrem Rechtsnachfolger, dem Kapitel Ellwangen auch noch in der Folge das Besetzungsrecht der Stimpfacher Pfarrei. Der Propstei dürften angehören der Volchardus praepositus de Cella, welcher im J. 1216 als Bevollmächtigter des

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 592. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_592.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)